Schlussinterview zum Mountain Cup Februar 2009

mit dem Staff der A- und U15-Nationalmannschaft

Zum Abschluss des Mountain Cup in Romanshorn traf sich frauennati.ch mit den Exponenten des OK und der Nationalteams zum längeren Interview.

Frauennati.ch: Cordula, bist du noch müde? Als die Teams schon lange weg waren warst du noch in der Eishalle. Was gab es noch alles zu tun?
Cordula Hächler, OK-Präsidentin (CH): (lacht). Heute geht es wieder. Gestern bin ich allerdings mehr auf "Standby", als auf "On" gelaufen… Im Anschluss an die Siegerehrung gab es noch einiges zu tun: die Cool-and Clean-Bar abbauen, alle Plakate und Flyer von den Wänden nehmen, die Abrechnung der Finanzen fertig stellen, die Garderoben kontrollieren und schlussendlich das Büro räumen…

Tja, der Letzte löscht das Licht heisst es. Wie sieht deine erste Bilanz aus? Zufrieden mit dem Wochenende?
CH: Ja auf jeden Fall!!! Mein persönliches Ziel war es, einen reibungslosen Ablauf zu garantieren, indem Essens- und Trainingspläne aufgestellt werden, die funktionieren und nicht in letzter Minute umgeschrieben werden müssen. Das haben wir erreicht. Das Wohl aller Teams lag mir ebenfalls am Herzen. So waren denn auch alle Teams zufrieden mit dem Turnier und ausser zwei kleineren Verletzungen (eine Rippenprellung und eine Schnittwunde) verlief meines Wissens das Turnier unfallfrei. Ausserdem konnte ich auf die gute Mitarbeit von Pesche Marolf zählen, dem Medienverantwortlichen des Turniers.

Pipo, das tönt nach viel Freizeit für dich wenn Cordula alles gemacht hat. Für einmal nicht dem Essen nachrennen oder dem Pausentee, die Kasse besetzt und auch für die Schiedsrichter war gesorgt. Was hast du demnach gemacht?
Philipp Steiner, Delegationsleiter A-Nationalmannschaft (PS): In der Tat war dies eine Riesenentlastung für mich und an dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an Cordula für die grosse Arbeit, die Sie geleistet hat!!
Ich hatte aber auch so sehr ausgefüllte Tage, so waren da diverse Termine mit dem Team was das organisatorische anging oder auch bereits Vorbereitungen für die kommende WM.
Dadurch, dass Spielerinnen aus der U-18 neu zu uns gestossen sind, hatte ich diese mit der Bekleidung auszurüsten, damit wir auch diesbezüglich als Einheit auftreten konnten.
Während den Spielen war ich mit administrativen Arbeiten oder auch mit dem Filmen der Spiele beschäftigt und am Samstag habe ich mich dann auch noch als Koch in der Garderobe betätigt, damit das Team direkt nach dem Abend Spiel Pasta essen konnte.
Als das Team dann jeweils Nachtruhe hatte, haben wir jeweils ein Staffmeeting durchgeführt, um zu erkennen, wenn irgendwo Verbesserungspotential ist und auch den kommenden Tag aufzugleisen.
Danach habe ich dann meistens noch DVD’s von den Spielen gebrannt und so wurde es auch jeweils spät in der Nacht oder früh am Morgen, je nachdem wie man es sehen will, bis ich dann ins Bett gekommen bin.

Da zollt der Amateurstatus offenbar seinen Tribut. Wie warst du zufrieden mit dem ganzen Turnier? Hast du Cordula schon angefragt für den nächsten Mountain Cup der ja im Dezember bereits wieder stattfinden wird?
PS: Ja klar, Cordula hat ihre Aufgabe sehr gut gemeistert und ich wäre natürlich sehr froh, wenn Sie auch am kommenden Mountain Cup wieder diese Rolle übernehmen könnte.
Erste Gespräche diesbezüglich haben wir bereits geführt und Cordula scheint nicht abgeneigt zu sein, da wieder mitzumachen, was ich natürlich sehr begrüssen würde!

Da muss ich also sogleich zu Cordula rüber geben. „Machst du es noch mal“?
CH: Wann sagst du? Im Dezember? Das grundsätzliche Interesse ist auf jeden Fall vorhanden. (grinst) Allerdings muss ich zuerst mal in meine Agenda schauen, bevor ich definitiv zusagen kann.

Schon klar, aber ich bin mir sicher dass Pipo dranbleibt. Tatkräftige Unterstützung findet man nicht so leicht im Frauenhockey und so ist deine Hilfe um so mehr verdankt!

Nun denn, wenn wir schon vom nächsten Cup sprechen. Wie sieht denn deine Bilanz aus René? Titel ist weg, nur Zweite im Heimturnier. Enttäuscht?
René Kammerer, Headcoach A-Nationalmannschaft (RK): Auf der einen Seite sicher. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, den Cup zu gewinnen. Das haben wir nicht geschafft. Ich muss enttäuscht sein, und bin es auch. Auf der anderen Seite hatten wir viele neue Gesichter dabei. Alle bekamen mehr oder weniger regelmässig Eiszeit. Oftmals auch im Power- und Boxplay. Da es sich um einen Quervergleich im Hinblick auf die WM handelte, lag eine ungeheure Spannung in der Luft. Der Druck, der auf den Spielerinnen lastete und noch immer lastet ist enorm. Wir sprechen von der Selektion für Hämeenlinna. Und just heute in 365 Tagen wird in Vancouver die Eröffnungsfeier sein. Das spüren wir schon. Dieser Druck, die Unsicherheit, das nicht eingespielt sein, hat wohl auch seinen Teil beigetragen.
Bei all dem möchte ich aber nicht den Turniersieger vergessen. Österreich hat uns schon im letzten Jahr geschlagen. Sie sind neu in der Div I. Spielen sehr clever, geduldig, und haben in den ersten Blöcken Top Einzelspielerinnen, die wenige Chancen brauchen. Sie haben auch Kasachstan geschlagen (wenn auch erst im Penaltyschiessen) und gegen Frankreich in den letzten 20 Sekunden noch 2 Tore geschossen. Ich denke mit Ihnen ist in Zukunft zu rechnen. Die Reaktion, den unser Team im Turnier gezeigt hat, war eindrücklich. Nach dem doch enttäuschendem 2:4 gegen die Osterreicher die Franzosen gleich mit 8:1. Nur 20 h später dann gegen Kasachstan ein nie gefährdetes 5:1 nachgelegt. Das zeigt die Moral des Teams. Auch wenn das noch nicht das WM Kasachstan war, ein gutes und wichtiges Signal. Auch für unser Selbstvertrauen. 

O.k., so gesehen lässt sich das sportlich verschmerzen. Wie sieht es aus, ihr hattet viele Junge dabei und immer etwa 5 Spielerinnen auf der Tribüne. Habt ihr gesehen was ihr sehen wolltet?
RK: Das ist korrekt, in Summe hatten wir in jedem Spiel einen kompletten Block auf der Tribüne. Wie angetönt war nach dem MLP die Kontur des WM Kaders schwach vorhanden. Wir haben nun alle Kandidatinnen im Direktvergleich gesehen. Wir analysieren das nun, die Konturen werden schärfer. Ich darf sagen, dass die Spitze breiter geworden ist. Es gibt wieder ganz harte Entscheidungen. Um die Frage zu beantworten, wir haben das gesehen, was wir wollten. Alle diese Spielerinnen hätten eine WM Teilnahme verdient. Es gibt nun mal nur eine Anzahl Plätze. Wenn der Selektionsdruck erst einmal weg ist, die Entscheidungen bekannt, so wird nochmals ein Ruck durch das Team gehen. Wir haben dann in Finnland einige Tage um das zu kanalisieren.

Was ist mit den Gegnern, wie beurteilst du die Leistungen der anderen Teams am Mountain Cup, insbesondere eures direkten Konkurrenten dann an der WM?
Michael Fischer, Assistant Coach A-Nationalmannschaft: Zuerst einmal möchte ich Österreich ganz herzlich für den Gewinn des Mountain Cup gratulieren. Es war für sie nicht leicht nach der verpassten Quali für das Hauptqualiturnier für die olympischen Spiele. Das hat ihren grossen Bemühungen in der Vergangenheit einen argen Dämpfer gegeben. Man rechnete in Österreich fest mit einer Teilnahme an der finalen Qualifikation für die olympischen Spiele. Darauf hat der Verband reagiert und einen Profi durch einen anderen Profi ausgetauscht (so um die Relationen hier klarzustellen). Was Miro Berek in der kurzen Zeit erreicht hat ist grossartig. Mittlerweile verfügt das Nationalteam über zwei international starke Linien und eine dritte die nicht mehr weit davon entfernt ist. Zudem sind einige Ausnahmetalente dabei die in gewissen Spielen den Unterschied ausmachen. Diese Mischung hat seinen Teil geleistet. Dann sieht man gut, dass sich die internationale EWHL auch auf das Spielverhalten auswirkt. Sie spielen internationaler wie noch vor 4, 5 Jahren. So gesehen war der starke Auftritt in Romanshorn eine logische Folge der guten Arbeit in Österreich. Und ich bin da ganz ehrlich, wir brauchen das im Fraueneishockey! Neue Nationen die aufstreben und vorwärts kommen. Sonst laufen wir uns irgendwann selber tot.
Frankreich kam mit denselben Ambitionen wie vor einem Jahr schon. Sie wollten einen der beiden Favoriten schlagen und sich für die WM in Graz vorbereiten. Leider sind sie im ersten Spiel an ihrer Erwartungshaltung gescheitert. Sie hielten lange mit und mit dieser Gewissheit kam wohl bald der Selbstzweifel und schliesslich zwei, drei kleine Fehler und schon war das Spiel gelaufen. Mit etwas mehr Geduld und Ruhe hätten sie im ersten Spiel vielleicht gar eine Überraschung geschafft. Im zweiten Spiel mussten sie ausgerechnet gegen uns antreten, die wir die Niederlage vom Vorabend ausmerzen mussten. Sie gerieten regelrecht unter die Räder und hatten uns nicht sehr viel entgegen zu stellen. Eindrücklich dann aber ihre Reaktion am anderen Tag. Obwohl sie nur knapp mehr als 11 Stunden Pause hatten kamen sie gross zurück und feierten ihren ersten Sieg überhaupt an einem Mountain Cup und schlugen Österreich verdient nach Penaltys. Einziger Haken war, dass sie eine 4:2-Führung in den allerletzten 20 Sekunden des Spiels noch hergaben. Für die WM, wo sie unter anderem auch gegen Österreich spielen werden wird ihnen das aber Moral gegeben haben.
Schliesslich Kasachstan. Typisch sowjetische Schule. Einige Superspielerinnen im Kader. Wenn es ihnen läuft, dann kommen sie ganz gross. Zudem haben sie eine unglaubliche Routine und keinen internen Druck. Das macht sie ganz gefährlich. Frankreich bekam das als erste zu spüren. Trotzdem es ihnen nicht sonderlich lief bewahrten sie die Ruhe und entschieden das Spiel erst im letzten Drittel. Dass sie dabei immer auf ihr System vertrauten ist ein weitere Zeichen ihres altsowjetischen Einflusses und sie wurden dafür belohnt. Im zweiten Spiel liefen sie wie wir gegen Österreich auf, hatten Mühe mit dem aufsässigen Spiel. Sie fanden nur wenig Lücken in der gegnerischen Abwehr und konnten nur ein 1:1 über die Zeit bringen. Mich hat das Reusltat ein wenig erstaunt, aber wir hatten ja auch unsere liebe Mühe mit Österreich. Im letzten Spiel konnten sie sich nicht mehr so entfalten wie im Freundschaftsspiel gegen uns. Wir wollten den zweiten Turnierrang unbedingt und holten sie vor allem menthal ab. Ab einem gewissen Punkt im Spiel gaben sie sich mehr oder weniger auf, ebenfalls eine typisch „russische“ Art und dann lief ihr Spiel nicht mehr so wie gewohnt. Das wird an der WM sicherlich anders sein. Zudem wird die eine oder andere im Moment verletzte Spielerin wieder dabei sein und das sind alles Routiniers. Ich denke, wir sahen noch nicht die letzte Wahrheit bei Kasachstan

Merci für die Einschätzungen, wie sind denn deine Eindrücke vom Turnier überhaupt?
MF: mit meinem herzlichsten Dank an Cordula ist auch meine Gratulation verbunden. Das Turnier lief super ab und alle Teams und Staff waren hoch zufrieden. Ich denke wir können mit dem Mountain Cup wirklich ein Turnier etablieren, welches auch sportlich gesehen immer besser wird. Zudem sagt mir die Turnierform klar mehr zu als zwei oder drei Länderspiele gegen denselben Gegner. Das ist nicht vergleichbar mit den Anforderungen einer WM, wo du auch jeden Tag einen neuen Gegner fokussieren musst. Zudem bietet es uns immer die Möglichkeit, junge Spielerinnen zu testen und zu entwickeln. Wir brauchen das.
Ausser einigen Internetproblemen hat alles ausgezeichnet geklappt und so konnten wir mit dem Team ein ambitioniertes und anspruchsvolles Programm durchziehen welches uns sicher weitergebracht hat. Ich freue mich schon auf den nächsten Cup im Dezember!

Ein Highlight war sicher auch das erste Länderspiel einer U15-Nationalmannschaft am Samstag. Die Schweiz schlug Österreich gleich mit 6:0. Das muss der Wahnsinn gewesen sein. Nick, erzähl uns doch einfach alles über das Wochenende der U15!
Nick Heim, Headcoach U15-Nationalmannschaft (NH): Das war ein einziger Steigerungslauf! Zuerst zwei Mal in der Vorbereitung. Im Dezember im Hinblick auf das Evaluationstraining. Dann ab Mitte Januar, als zuerst Deutschland zusagte, danach als sich mit der Zusage von Vreni Feuz unser Staff komplettierte. Dann kam Thomi mit der Organisation von Unterkunft und Auswärtsspiel so richtig in Fahrt und ich sah, warum ich Ihn unbedingt dabei haben wollte. Dann endlich das Aufgebot. Und jetzt begann ein Mail-Ping-Pong zwischen Marc und mir im technischen Bereich. Da kamen so viele Ideen zusammen, wenn wir die alle auf die Girls losgelassen hätten, wären sie wahrscheinlich zu Salzsäulen erstarrt und hätten nicht mehr gewusst, welche Sportart sie eigentlich betreiben! :-)
So wurde das Ganze auf das wesentliche reduziert und es war immer noch mehr als genug. Dank den Inputs von Toggi und intensivem Videostudium klappte die Blockeinteilung überraschend gut. Die Vorbereitung vor Ort am Samstagmorgen war dank der Hammer-Unterstützung von A-Nati-Staff und Cordula schnell erledigt.
Das Team-Meeting mit dem Motivationsfilm von Michi sowie den taktischen Vorgaben war problemlos. In der unmittelbaren Matchvorbereitung legten wir den Schwerpunkt auf das Spiel mit 4 Linien, das Behalten des Fokus während der Wartezeiten direkt vor dem Spiel,  sowie hohes Tempo mit hoher Intensität.
Und dann ging's auch schon los! Und wir spielten die ersten Minuten zwischen nervös und übermotiviert. Ohne eine solide Torhüterleistung hätten wir nach ein paar Minuten schon 0:2 in Rückstand liegen können. Das ganze gipfelte in einem österreichischen Pfostenschuss, welcher dann zu so etwas wie einem Weckruf wurde. Der unmittelbar folgende Konter führte nach einem mustergültigen Doppelpass zum 1:0 und zu einem der schönsten Tore des Weekends. Das waren innerhalb von etwa 10 Sekunden Emotionen, wie man sie nur im Sport erlebt. Dieses Tor gab unseren Girls unglaubliches Selbstvertrauen und sofort spielten wir vor allem im eigenen Drittel ruhiger und abgeklärter. Es folgten Torchancen in kurzer Abfolge. Mit der Führung gingen wir in die erste Pause. Kleine Korrekturen hier und dort reichten völlig aus. Und dann folgten die offensiv 10 produktivsten Minuten des Weekends! 4 Tore bis zur 31. Minute! Es war ein Genuss an der Bande zu stehen! Danach fingen sich die jungen Austria-Girls wieder auf und erhöhten ihre Gegenwehr.
Im letzten Drittel folgte mit einem schön herausgespielten Verteidiger-Tor des 3. Blocks noch die Krönung. Mit ein wenig mehr Kaltblütigkeit hätte das Resultat auch höher ausfallen können. Das beeindruckendste für mich war aber, wie die Girls scheinbar mühelos mit 4 Linien 60 Minuten Tempo machten! Nach dem Spiel prasselten die Komplimente nur so auf uns nieder.
Im 2. Teammeeting am Abend erzählte dann A-Nati-Captain Kathrin Lehmann den jungen Girls aus ihrem Hockeyleben, von ihren Träumen und Zielen. Nicht nur die Girls waren mächtig beeindruckt und berührt…
Schon während des Abendspiels unserer A-Nati zogen sich ausnahmslos alle Spielerinnen freiwillig in die Unterkunft zurück, um am nächsten Tag wieder 100% bereit zu sein.
Schon um 06.15 am Sonntag startete die Mission zum Auswärtsspiel in Deutschland. Alles war hervorragend organisiert, wir bestiegen den Swiss-Icehockey-Car und kamen trotz teilweise heftigem Schneefall rechtzeitig und sicher in Buchloe an. Kurz vor der Ankunft noch ein paar Minuten Motivationsvideo vom gestrigen Spiel. Aber: Die Stimmung war mir ein bisschen zu locker…
In der Matchvorbereitung versuchten wir dies zu korrigieren. Das gelang nur teilweise. Das Spiel begann und wir brauchten ganze 6 Sekunden um ins Spiel zu finden… Denn mit dem 1. Schuss ging Deutschland mit einem Slapshot in den Winkel gleich in Führung.
Danach waren alle im Hier und Jetzt und wir steigerten uns stetig. Die Angriffe wurden zielstrebiger und gefährlicher und in der 13. Minute spielten wir den Ausgleich wunderschön heraus. Das Spiel blieb weiter intensiv und ausgeglichen. Nach dem Seitenwechsel konnten wir uns nochmals steigern und in der 26. Minute resultierte das verdiente 1:2 aus einem Rebound. Der weitere Verlauf des Spiels wurde von hervorragenden Torhüterleistungen auf beiden Seiten bestimmt. Wir hatte eher mehr vom Spiel, konnten aber beste Chancen nicht verwerten.
Zu guter letzt konnten wir auch das 2. Spiel gewinnen. Zwar knapp aber doch verdient.
Es war erneut ein starkes Spiel des ganzen Teams.
Nach einem Essen in der Stadion-Gaststätte ging's auch schon wieder auf die Rückreise.
Müde aber hochzufrieden trafen wir gegen Abend wieder in Romanshorn ein. Nach einer kurzen Schlussbesprechung verabschiedeten wir die Spielerinnen. Für mich war es das intensivste Hockeyweekend, das ich in den letzten Jahren erlebt habe.
Ohne ein einziges Training 2 solche Leistungen hinzukriegen, hielt ich schlicht für unmöglich. Auf der späteren Heimfahrt waren Thomi, Marc und ich intensiv am Analysieren und Bewerten. Die Gedanken sprudelten, alle waren immer noch voller Strom… :-)…

Wow, deine Augen leuchten! Dann siehst du also eine Zukunft für das Projekt? Was denkst du so kurz nach diesem emotionalen Höhenflug?
NH: Es muss einfach eine Fortsetzung dieses Projekts geben. Das ist für mich sonnenklar! Entweder gehen wir hier mal ganz an der Spitze einer Entwicklung oder sie wird uns in wenigen Jahren sowieso aufgezwungen. Nur: jetzt müssen wir zuerst einmal ein wenig Abstand gewinnen, das Weekend genauer analysieren und dann die Möglichkeiten für ein U-15 Programm festlegen. Dazu wird einiges notwendig sein. Ein Staff, der die notwendige Zeit aufbringen kann und Geld ist nur ein Teil davon. Ich denke, bis Ende März sollte dies geschehen sein und die Optionen auf dem Tisch liegen.

Ja, da sind wir und wahrscheinlich vor allem die Spielerinnen und Eltern gespannt auf die Analyse. Thomi, du warst Delegationsleiter, erzähl es doch noch aus deiner Sicht. Ich habe gezählt dass ihr ganze 4 Leute an der Bande wart!
Thomas Matter, Delegationsleiter U15-Nationalmannschaft (TM): Um den Spielerinnen ein möglichst optimales Umfeld zu bieten habe ich im Vorfeld nach einem Betreuer gesucht und in der Person von Verena Feuz gefunden. So ist unser Vierer-Staff, Nick Heim, Marc Heiniger, Verena Feuz und meiner Wenigkeit entstanden.
Gleich vom ersten Moment unseres Zusammenzugs hat man gemerkt, dass eine enorme Spannung und Wille in der Mannschaft steckte. Oder anders gesagt, wir waren gespannt wie Federn. Diese Kraft hat uns dann über die gesamten zwei Tage getragen. Der Sieg gegen Österreich im ersten Spiel, ohne ein Training, vor einer ansehnlichen Zuschauerkulisse hat uns dann zusätzlich beflügelt. Am Sonntag konnten wir dann mit dem offiziellen SEHV-Bus nach Buchloe fahren. In der mit rund 300 Zuschauern gefüllten Eishalle und einer guten Stimmung erwartete uns Deutschland. Diese gaben bereits nach 6 Sekunden mit dem 1.0 den Tarif bekannt. In der Folge entbrannte ein Top spannendes Spiel welches wir mit viel Herz 1:2 für uns entscheiden konnten. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön nach Buchloe für die super Organisation.
Die zwei Länderspiele haben für mich gezeigt, dass wir im Vergleich mit Deutschland und Österreich ein gutes Niveau haben. Um dieses aber zu halten, auszubauen und die Girls aus den Nachwuchsligen besser an die Frauen-Nati’s U18 und A-Nati heranzuführen, sollten wir denke ich, am Projekt U15 festhalten.
Ja. Ich schaue mit Wehmut auf das Wochenende zurück, denn es war ein Genuss mit einer so motivierten Mannschaft und Staff zusammen zu arbeiten. Ihnen gehört ein ganz grosses Dankeschön.
Herzlichen Dank auch an Cordula Hächler und natürlich an die A-Nati welche uns materiell und sonst in allen Bereichen tatkräftig unterstutzt hat. Ohne sie wäre die U15 so wohl nicht zu Stande gekommen.

Sag uns schnell, wie geht es denn jetzt für die Spielerinnen weiter? Gibt es noch einen Zusammenzug oder einen Anlass?
TM: Der nächste Termin ist das Evaluationcamp der U18 am 28./29.3.2009 in Engelberg für aufgebotene Spielerinnen.
Im Moment ist noch eine Anfrage für ein Camp/Freundschaftsspiel gegen eine nordamerikanische Auswahl (Jg. 1995) Ende April 2009 in Prüfung. Es sind aber noch keine konkreten Aussagen machbar.

René, wie hast du die jungen Spielerinnen wahrgenommen? Jene in deinem Team und die die du in der U15 gesehen hast?
RK: Erfreut dürfen wir feststellen, dass die technische Grund Ausbildung dieser Spielerinnen enorm hoch ist.
Die meisten Spielerinnen, die heute den Sprung in ein erweitertes A Kader schaffen haben bereits eine U 18 WM in den Beinen, im Herzen und auch mental verarbeitet. Sie sind im Spiel frech, mutig, kreativ, verfügen über eine solide Grundschule. Was logischerweise noch fehlt, ist die Erfahrung auf der - sorry der Ausdruck - „Senioren“ Stufe. Das Spiel ist schneller, möglicherweise taktischer, aber im gewissen Sinne auch einfacher.
Sie können unbekümmert auftreten, haben wenig bis nichts zu verlieren, und geben Gas.
Was ich bei der U 15 gesehen habe beeindruckt mich. Nicht unbedingt der Stand der Ausbildung (läuferisch, und im Schiessen haben wir z.B. Manko). Nein, wie gross das Potential ist. Die besten aus dieser U15 werden den Weg in die U 18 gehen. Und wenn sich diese Institution rumgesprochen und etabliert hat, bin ich überzeugt, werden wir den Talentpool enorm erweitern können. Wir spüren, dass gerade bei den Jungs sehr viele Mädchen spielen, die noch zu wenig erfasst worden sind. Und bei etlichen Klubs findet ein umdenken statt. „Mädchen können Eishockey spielen, und etliche davon können es ziemlich gut!“
Bei all den positiven Signalen sollten wir die gestandenen Nationalspielerinnen berücksichtigen. Auch bei ihnen hat sich eine Leistungskultur entwickelt. Gerade wenn sie bei uns sind. Egal, mit welchen Schwierigkeiten sie konfrontiert werden, sie gehen auf den Gletscher und geben Vollgas! Es macht Spass mit diesen Spielerinnen und dem Staff zu arbeiten! Und ich bin stolz darauf, ein kleiner Teil davon sein zu dürfen. 

Michi, dein Resumée zur U15?
MF: ich habe es schon am Mountain Cupo an einem Interview gesagt. Wer das Leuchten in den Augen dieser Mädchen gesehen hat, den lässt das nicht kalt. Dann nehme ich mit Schmunzeln war, dass sich ein paar Eltern über die Grösse der Garderobe moniert haben. Das war den Spielerinnen so was von egal. Die wollten nämlich das Schweizer Kreuz tragen und zum ersten Mal in ihrem Leben mit einer reinen Mädchenauswahl spielen. Ein neues Gefühl für sie. Und wie sie das genossen haben. Sie hatten immer ein Lächeln drauf, den ganzen Tag und brachten diese positive Energie in die Halle. Da hatte Österreich, sorry, keine Chance. Ich bin stolz auf den Staff und das Team, ebenso wie ich das auf mein eigenes Team bin. Danke allen für das Geleistete.

Pipo, wie geht es nun weiter? Was macht ihr noch bis zur WM?
PS: Ja jetzt gilt es alles administrativ auf die Reihe zu bekommen. Für eine WM gilt es eine Menge an Formularen auszufüllen, welche Termingerecht dem internationalen Verband zur Verfügung gestellt werden muss.
Ebenso gilt es die Fracht zu planen und organisieren. Aus logistischen und auch finanziellen Gründen werden wir einen Grossteil unseres Materials per Fracht nach Finnland senden, da Übergepäck in der Fliegerei extrem teuer ist.
Zudem habe wir noch unser letztes Camp am 21. + 22.3. in Sursee, wo dann auch das WM-Kader bekanntgegeben wird und dann muss alles sehr schnell gehen, fliegen wir doch bereits am Samstag danach nach Helsinki und dann muss alles organisiert und vor Ort sein.
Es geht nun also Schlag auf Schlag und da dürfen keine Fehler passieren!

René, eine erste Prognose zur WM?
RK: offizielles Ziel wird wiederum das erreichen der Top 6 sein. Vom organisatorischen Umfeld her dürfte es in Finnland einfacher werden, als noch vor 1 Jahr in China. Wir werden bereit sein!

Für Jede/n ein Schlusswort:
CH: Ende gut, alles gut. Vom Mountain Cup werden wir nicht das letzte Mal gehört haben!
PS: Ich freue mich auf die WM und bin mir sicher, dass wir wieder alles getan haben um bereit zu sein!
TM: Hoffe wir konnten mit diesem positiven Start, wegweisend für die U-15 sein.
NH: Die viele positive Energie, die in den Nationalteams produziert wird, wirkt noch ansteckender als bisher auf die vielen Leute, die in den Clubs arbeiten. Und zusammen treiben wir die Sportart, in vor kurzem noch für unmöglich gehaltene Sphären…. ;-)
MF: Freude herrscht! Auch wenn das abgedroschen tönt (lacht)
RK: Wir suchen noch immer einen geeigneten Standort für den Christmas Cup in der Altjahreswoche. Wenn ein Klub oder Einzelpersonen die Möglichkeiten hätten, kontaktiert uns über frauennati.ch. Danke. Und zu guter letzt ein Zitat, „...entscheidend ist, was du mit der Zeit anfängst, die dir gegeben ist...“ Noch rund 50 Tage, dann ist Hämeenlinna! Hopp Schwiiz!!

Merci euch allen für die Zeit und nochmals Gratulation für ein erfolgreiches Wochenende für das Fraueneishockey! Bis demnächst