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Andrea Kröni

Tuesday, 17. January 2017 18:27

Von: Daniel Monnin

U18-Headcoach Andrea Kröni im Interview

Frauen-U18-Headcoach Andrea Kröni stellt die Leistungen ihres Teams an der Top Division-WM in Prerov ins rechte Licht. Vieles sei nicht so einfach gewesen wie gemeinhin angenommen. „Unser Team ist das erste U18-Team, das dreimal hintereinander den Ligaerhalt geschafft hat.“

Interview: Daniel Monnin

Mit ein wenig Abstand zeigt sich Kröni stolz auf ihr Team, erwähnt erstmals die Tatsache, dass einige wichtige Spielerinnen angeschlagen an die WM reisten und dass eine Grippewelle Mannschaft und Staff zu Beginn des Turniers geschwächt hat. Das seien keine Ausreden, die eine mögliche Erklärung für das Verpassen der Viertelfinals liefern sollen, sondern „vielmehr die Leistung des Teams in ein anderes, noch helleres Licht stellen sollen.“ Die Mannschaft habe sich in den letzten drei Jahren kontinuierlich entwickelt, sagt Kröni. „Sie hat hart gearbeitet, mit viel Herz. Die Spielerinnen sind hungrig auf mehr, das stimmt mich zuversichtlich.“

Sie haben mit dem Team dreimal in Folge den 7. Platz erreicht und dabei sechs von neun Gruppenspielen und sechs Playout-Partien gewinnen. Ist die Schweiz wirklich nur gut genug für den 7. Rang oder fehlte es auch am nötigen Wettkampfglück?

Ich habe gelernt, dass das Leben einem das gibt, was man aktuell benötigt, um weiterzukommen. Klar ist es hart, drei Jahre in Folge so knapp am Viertelfinaleinzug vorbei zu schrammen, aber ich nehme alles lieber step by step anstatt irgendwann einen grossen Schritt zurück machen zu müssen. Wir sind das erste Schweizer U18-Team, das es in der 10jährigen Geschichte der U18-WM geschafft hat, nicht gleich wieder abzusteigen, sondern sich drei Jahre hintereinander in der Top-Division behauptet hat.

Wie fällt Ihr Fazit zur WM in Prerov aus? Lässt sie sich mit den beiden letzten Austragungen in Buffalo und St. Catharines vergleichen?

Jede Weltmeisterschaft hat ihre eigene Geschichte. In Buffalo spielten wir erstmals wieder in der Top Division. Wir fällten dabei den mutigen Entscheid, sechs Spielerinnen im Alter von 14 Jahren ins WM-Team einzubauen. Wir schafften den Ligaerhalt, was uns nur wenige zugetraut hatten. Ein Jahr später in St. Catharines schielten wir mit einem Auge auf die Viertelfinals, waren uns aber auch bewusst, dass wir mit dem erneuten Ligaerhalt erneut Geschichte schreiben. Kenner der Szene wussten, dass es dieses Jahr in Prerov besonders in sich hatte. Erstmals ohne Alina Müller, nur vier Spielerinnen mit dem ältesten Jahrgang und zwei U16-Goalies, die noch keine WM-Erfahrung hatten.

Welche positiven Eindrücke nehmen Sie mit in die Arbeit für die kommende Saison?

Dass sich das Team in den letzten drei Jahren enorm entwickelt hat und willig ist, diesen harten und steinigen Weg mit der Annäherung an die Weltspitze mit so viel Leidenschaft und Einsatz zu gehen. Die Girls sind hungrig auf mehr und das ist die Basis für jeden Erfolg.

Und was hat Sie am meisten geärgert? Woran muss das Team arbeiten?

Die U18 ist eine Ausbildungsmannschaft, ärgern ist darum das falsche Wort. Der U18-Staff begleitet die Girls auf einem Abschnitt ihrer Eishockeykarriere. Es ist unsere Aufgabe, einerseits auszubilden, gleichzeitig aber auch Leistung zu fordern und Erfolg zu haben. Diese WM hat uns gezeigt, dass wir an den kleinen Dingen, an den Gewohnheiten auf und neben dem Eis, sowie an der Persönlichkeitsentwicklung weiter arbeiten müssen, um aus guten Spielerinnen Elite-Level-Athletinnen zu machen.

Das Team bleibt weitgehend zusammen, es fallen altersbedingt weniger Spielerinnen weg als auch schon, nämlich nur deren Vier. Ist das ein Vorteil für die kommende Saison?

Absolut. Als ich vor drei Jahren das Team übernommen habe, haben wir einen 4-Jahres-Plan ausgearbeitet. Der Konkurrenzkampf vergrössert sich, die Girls müssen sich noch mehr anstrengen, wenn sie ein Teil des Teams sein wollen.

Was kommt aus den Jahrgängen 2002 / 2003 nach? Ist auch im Jahrgang 2001 das Potential noch nicht ausgeschöpft?

Wer Eishockey liebt und viel Herz und Arbeit in das tägliche Training steckt, kann auf der U16- und U18-Stufe in kurzer Zeit riesige Fortschritte machen. Gute Beispiele sind zwei Spielerinnen aus dem aktuellen WM-Kader, die wir im Juli noch nicht auf dem WM-Radar hatten. Ich freue mich auf den Mai, wenn wir das U18-Programm wieder starten und bin gespannt auf das Selektionscamp Ende Juni.

Sie haben vor einem Jahr nach der WM in St. Catharines gesagt, man komme nur mit harter Arbeit weiter. Hat Ihr Team hart genug gearbeitet oder muss man noch einmal einen Zacken zulegen?

Das Team hat sehr hart gearbeitet. Die Girls haben einen grossen Schritt in der Physis, aber auch im technischen und taktischen Bereich auf dem Eis gemacht - ohne diese hätten wir nicht so erfolgreich an dieser WM abschneiden können. Erschwerend war, dass einige Schlüsselspielerinnen verletzungsbedingt angeschlagen waren und ein Magen-Darm-Virus Spielerinnen und Staff während dem Turnier flachlegte. Auf der Torhüterposition haben sich unsere zwei U16 -Torhüterinnen, Saskia Maurer und Ramona Forrer, die ganze Saison über gepusht und auch sie haben grosse Fortschritte gemacht.

Die Unterschiede zwischen einer WM und der Schweizer Frauen-Liga oder Nachwuchsmeisterschaften, in der die meisten Spielerinnen auf der zweit- oder dritthöchsten Stufe spielen, sind frappant. Das betrifft vor allem das Tempo, die Spielintensität, die Passgenauigkeit und eine gesunde Aggressivität in den Zweikämpfen. Davon fehlte manch einer Schweizerin noch eine anständige Portion … Was kann man dagegen tun?

Ich arbeite gerne mit dem, was ich habe. Hätte, wäre und wenn sind Zeitfresser. Swiss Ice Hockey hat in den letzten Jahren viel in die U18 investiert. Auch ist die SIHF aktuell daran, eine Strategie für die Entwicklung des Fraueneishockeys auszuarbeiten. Ich bin überzeugt, dass wir step by step das Fraueneishockey weiterbringen.