News Detail

Tuesday, 12. September 2017 19:13

Von: Daniel Monnin

Grosse Vorschau zum Meisterschaftsstart

SWHL A: Wer kann die Topfavoriten herausfordern?

Meister ZSC Lions, Vizemeister Lugano oder doch ein Dritter als Überraschungsmeister? Das ist die Frage, die sich in der Meisterschaft der Swiss Women’s Hockey League alle Jahre wieder stellt. Die Tendenz ist ein wenig offener denn je.

Seit neun Jahren oder der Saison 2008/2009 hat kein anderes Team den Titel geholt als die ZSC Lions (fünfmal) und Lugano (viermal), der DHC Langenthal – vier Jahre nach dem Kollaps heute unter dem Namen SC Langenthal in der zweithöchsten Spielklasse – war der letzte Herausforderer, der es 2009 in den Final schaffte. Und so präsentiert sich auch die Ausgangslage für die am kommenden Wochenende beginnende Meisterschaft der SWHL A etwas monoton, wie immer. Oder etwa doch nicht?

Das Meisterteam der ZSC Lions verliert mit Sabrina Zollinger (Schweden), Reica Staiger (Pause) und Noemi Ryhner (Reinach) drei Spielerinnen aus den aktuellen A- und U18-Nati-Kadern und zusätzlich mit Nadine Hofstetter (Reinach), Andrea Odermatt und Christy Blackburn (beide in die USA) sowie der ehemaligen österreichischen Topscorerin Eva Beiter wertvolle Ergänzungsspielerinnen. Doch die Zürcherinnen tätigten mit Alina Müller auch den bestmöglichen Schweizer Transfer und verpflichteten daneben die Kanada-Schweizerin Jessica Valloton. Die 20jährige Winterthurer Nati-Stürmerin kann ein Spiel im Alleingang entscheiden, das hat sie nicht nur in den verschiedenen Nachwuchsteams sondern auch international in der U18 und der A-Nati mehrmals bewiesen. Mit dem Österreicher Georg Taferner, in der Schweiz unter anderem Trainer in Laufen, steht ein neuer Übungsleiter an der Bande. Er wird an den Titeln von Daniela Diaz und Christof Amsler gemessen werden und seine Aufgabe wird es sein, das exzellente Kader mit vielen Nationalspielerinnen und jungen Talenten bei Laune zu halten und weiter zu entwickeln.

Auch Vizemeister Lugano hat mit den beiden Verteidigerinnen Céline Abgottspon (SWE) und Nathalie Buser (Rücktritt) sowie der Kanadierin Carly Payerl drei routinierte Spielerinnen verloren, holte mit der US-Amerikanerin Blake Bolden eine der Top-Verteidigerinnen aus der National Women’s Hockey League NWHL. Sie wird mit Sicherheit eine der Attraktionen der Liga sein. Die tschechische Internationale Simona Studentova, letztes Jahr Topscorerin in der C-Liga, soll vorne neben den arrivierten Schweizerinnen für die Tore sorgen. Studentova, mittlerweile 31 Jahre alt, aber immer noch Stammspielerinnen in Tschechiens Nationalteam, hat zu ihren besten Zeiten in der Schweiz einen Schnitt von rund 1,5 Punkten pro Spiel erreicht. Ob ihr das auch weiterhin auf höchstem Schweizer Niveau gelingen wird, ist zumindest fraglich.

Von den vier notorischen Aussenseitern können höchstens zwei in die Herausforderer-Rolle wachsen – falls denn auch alles zusammenpasst. Bomo Thun, der letztjährige Doppel-Bronzemedaillengewinner (Meisterschaft und Cup) hat sein Team trotz Abgängen klar verstärkt. Dies dank Nati-Verteidigerin Sarah Forster und den beiden Nordamerikanerinnen Leslie Oles und Molly Strabley. Vor allem die 27jährige Kanadierin Leslie Oles war in der kanadischen Uni-Liga und später in der Canadian Women’s Hockey League eine „grosse Nummer“ mit einem beeindruckenden Leistungsausweis. Die US-Verteidigerin Molly Strabley (vier Jahre in Princeton) wird in Thun als Stürmerin – zusammen mit Oles und der dritten Ausländerin Lara Escudero - auf Torejagd gehen. Für die Thunerinnen spricht zudem, dass sie in der zweiten Saison unter ihrem kanadischen Trainer Steve Huard systemtechnisch auf dem erfolgreichen letzten Jahr aufbauen können.

Auf dem Papier ist Reinach nach zwei harten Jahren wieder ein klarer Playoff-Kandidat. Headcoach Melanie Häfliger – seit kurzem auch Assistentin im U18-Nationalteam – ist es gelungen, das junge Team zusammenzuhalten und durch ein gerüttelt Mass an Erfahrung und Talent zu verstärken: Nicht weniger als fünf aktuelle oder frühere Nationalspielerinnen wechselten zu Reinach, wobei die Rückkehr von Olympia-Bronzemedaillengewinnerin Julia Marty an ihre alte Wirkungsstätte sowie die Wechsel der beiden U18-Nationalspielerinnen Rahel Enzler und Noemi Ryhner (fällt nach Kreuzbandriss bis Ende Jahr aus) besonders ins Gewicht fallen. Erfahrung aus sechs Jahren in der höchsten Spielklasse bringt auch die 27jährige Andrea Fischer mit. Reinachs Problem könnte die Tatsache sein, dass rund die Hälfte aller Spielerinnen zusätzlich in Nachwuchsteams spielen und deshalb nicht immer verfügbar sind.

Auch Weinfelden könnte ein Wörtchen mitreden im Kampf um die Playoffs. Die Ostschweizerinnen wollen in ihrer fünften Saison in der obersten Spielklasse weg vom letzten Tabellenplatz und in die Playoffs. Sie können auf die beiden Nationaltorhüterinnen aus der Schweiz und Frankreich, Andrea Brändli und Caroline Lambert, die Slowakin Viktoria Ihnatova und Rückkehrerin Rahel Michielin zählen. Klarer Verlierer auf dem Transfermarkt ist der Bronzemedaillengewinner von 2015, Neuchâtel Hockey Academy. Die Abgänge von Sarah Forster, Julia und Stefanie Marty, Andrea Fischer und Marylin Fortin konnten mit den wenigen Zuzügen nicht wettgemacht werden. Das Team von Yan Gigon wird – trotz neuen Ausländerinnen - Mühe haben, den Kampf um die Playoff-Plätze anzunehmen.

Die Meisterschaft der SWHL A beginnt am kommenden Sonntag mit reduziertem Programm. Da die ZSC Lions und Lugano an einem internationalen Turnier in Biasca teilnehmen (!) stehen anstatt sechs nur gerade zwei Spiele auf dem Programm.

Die Transferübersicht der SWHL-A-Clubs

Bomo Thun

Trainer: Steve Huard (CAN, bisher).

Ausländerinnen: Molly Strabley (USA, neu), Leslie Oles (CAN, neu), Lara Escudero (FRA, bisher)

Zuzüge: Sarah Forster (Neuchâtel Hockey Academy), Leslie Oles (Montréal Canadiennes/CWHL), Molly Strabley (Princeton University/NCCA), Sina Bachmann, Tina Brand (beide Dragon Thun), Saskia Maurer (Huskys/Dragon Thun), Inès Mounir (Sierre), Emma Ingold (Lyss)

Abgänge:  Valentina Ricca (Italien), Linda Österlund (Finnland), Victoire Masure (Rücktritt), Anja Schwarz (Fribourg), Jana Heuscher (Auslandaufenthalt, Pause), Jana Bigler (Wisle), Mandy Juillerat ?)

Saisonziel: Final

Lugano

Trainer: Marzio Brambilla (SUI, bisher)

Ausländerinnen:  Blake Bolden (USA, neu), Simona Studentova (CZE, neu), Giulia Mazzocchi (ITA, bisher), Anneke Orlandini (ITA, bisher), Federica Galtieri (ITA, bisher ?) 

Zuzüge:  Blake Bolden (Boston Pride/NWHL), Simona Studentova (Wil), Claudia Cantamessi (Weinfelden), Lea Hunke (Chiasso), Gaia Mottis, Emma Montalbetti (beide GDT Bellinzona), Jasmine Fedulov (Genève Servette), Justine Forster (Ajoie), Stephanie Giddings (SUI/CAN, Lakehead University CAN, Try out)  

Abgänge:  Céline Abgottspon (Göteborg HC, SWE), Carly Payerl (Kanada), Nathalie Buser (Rücktritt), Sasha Ronchi (Ambri Ticino Girls), Elena Ballardini, Elisa Ballardini (beide ?)

 

Saisonziel: Das Bestmögliche erreichen

Neuchâtel Hockey Academy

Trainer: Yan Gigon (SUI, bisher)

Ausländerinnen: Kendra Broad (CAN, neu), Gwendoline Gendarme (FRA, neu), Mylène Gonçalves (FRA, neu, verletzt), Veronika Bucifalova (CZE, neu)

Zuzüge:  Kendra Broad (Sundsvall/SDHL), Gwendoline Gendarme, Mylène Gonçalves (beide Pôle France Féminin), Veronika Bucifalova (Ontario Hockey Aacademy, CAN), Eria Giordano (Ajoie), Jamie Monard (Université Neuchâtel), Mélanie Lambert (Lyss), Nina Paiva (Forward Morges)

Abgänge: Sarah Forster (Bomo Thun), Julia Marty, Andrea Fischer (beide Reinach), Marylin Fortin (Nipissing University/CAN), Sophie Rigoli (Rücktritt), Magali Anex, Létitia Tscherrig, Isabella Vuignier (alle Fribourg), Breehan Polci (?), Stefanie Marty (?)

Saisonziel: Playoffs, Cupfinal

Reinach

Trainer: Melanie Häfliger (SUI, bisher)

Ausländerinnen: Kimberley Lane (GBR, bisher),

Zuzüge:  Rahel Enzler (Innerschwyz Future), Noemi Ryhner (ZSC Lions), Julia Marty, Andrea Fischer (beide Neuchâtel Hockey Academy), Laura Zimmermann (Weinfelden/Dragon Thun), Natascha Brunner (Weinfelden), Nadine Hofstetter (ZSC Lions), Darcia Leimgruber (reaktiviert)

Abgänge: Natalia Kozachuk (Wil), Michèle Käppeli (?), Stefanie Humbel (GCK Lions), Nathalie Roth (NW-Trainerin Olten).

Saisonziel: Nachhaltigkeit und Weiterentwicklung.

Weinfelden

Trainer: Adrian Gischig (SUI, bisher)

Ausländerinnen:  Caroline Lambert (FRA, neu), Viktoria Ihnatova (SVK, neu), Jennifer Richter (GER, bisher), Tanja Krause (GER, bisher), Nikolett Farkas (HUN, bisher)

Zuzüge:  Andrea Brändli (Thurgau/Neuchâtel Hockey Academy), Viktoria Ihnatova (SKP Bratislava, SVK), Caroline Lambert (Sundsvall, SDHL), Rahel Michielin (St. Thomas University, CAN), Anna Neuenschwander (Davos/Kreuzlingen), Alissa Herzog (Winterthur),

Abgänge: Claudia Cantamessi (Lugano), Stephanie Lehner (Langenthal), Laura Zimmermann, Natascha Brunner (beide Reinach),  Andrea Kiss (Gepard JE, HUN), Henrikka Jaatinen (?)

Saisonziel: Playoffs

ZSC Lions

Trainer: Georg Taferner (AUT, neu)

Ausländerinnen: Caroline Baldin (FRA, bisher), Angela Taylor (GBR, bisher)

Zuzüge: Alina Müller (Kloten), Jessica Vallotton (CAN/SUI, University of Maine, USA)

Abgänge: Reica Staiger (Auszeit), Sabrina Zollinger (HV71 Jönköping, SWE), Noemi Ryhner, Nadine Hofstetter (beide Reinach), Andrea Odermatt (USA), Christy Blackburn (USA), Eva Beiter (?)

Saisonziel: Final in Meisterschaft und Cup

 

Ausland-Transfers

Lara Stalder: neu Linköping (SWE, SDHL), bisher University of Minnesota-Duluth (USA)

Phoebe Staenz: neu SDE Hockey (SWE, SDHL), bisher University of Yale (USA)

Sabrina Zollinger: neu HV71 (SWE, SDHL), bisher ZSC Lions

Céline Abgottspon: neu Göteborg HC (SWE, SDHL), bisher Lugano

Chiara Pfosi: neu Aurora University (USA, NCAA III), bisher Cushing Academy/East Coast Wizards (USA)

Roxanne Kis: neu York University Lions (CAN, OUA), bisher Weinfelden

Weitere Schweizerinnen im Ausland

Florence Schelling: Vertragsverlängerung in Linköping (SWE, SDHL)

Anja Stiefel: Vertragsverlängerung in Lulea (SWE, SDHL)

Livia Altmann: zweites Jahr Colgate University (ECAC, USA)

Janine Alder: zweites Jahr St. Cloud University (WCHA, USA)

Sandra Heim: drittes Jahr Edmonton Griffins (MacEwan University, ACAC, CAN)

Dominique Scheurer: fünftes Jahr Edmonton Griffins (MacEwan University, ACAC, CAN)