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Roxanne Kis

Thursday, 24. May 2018 17:04

Von: Daniel Monnin

Vom Eis an den Schreibtisch:

Vom Eis an den Schreibtisch: Die 21jährige Eishockey-Torhüterin Roxanne Kis aus Kreuzlingen beendet ihre Karriere und bildet sich beruflich weiter.

Eigentlich war alles anders geplant, als die Thurgauerin vor rund 15 Monaten nach ihrer Ausbildung auf Mini-, Novizen- und Elite-Stufe in Weinfelden, Frauenfeld und Bülach sowie in den USA und Kanada und 40 Spielen in der SWHL A in Reinach und Weinfelden den nächsten Karriereschritt in Angriff nahm. Sie zog nach Kanada, nach Toronto an die York University.

Die York Lions hatten der Schweizerin den roten Teppich ausgelegt. „Ich war überzeugt, den richtigen Schritt im richtigen Zeitpunkt getan zu haben, als ich den Vertrag mit dem Uni-Team unterschrieben und mich für ein Studium in Financial & Business Economics entschieden hatte,“ erinnert sich Kis, die in den Jahren zuvor einen Teil ihrer High School-Jahre im nur 70 Kilometer entfernten Burlington absolvierte und bei einer Gastfamilie gelebt hatte.

Alles sei – zumindest zu Beginn – perfekt gewesen, „wie für meine Pläne geschaffen“. Sie wohnte auf dem Campus, die Eishalle lag nur einen Steinwurf entfernt. Auch im Team mit seinen drei Torhüterinnen schien alles in Minne, „so wie ich das zuvor mehrmals mit Headcoach Dan Church besprochen hatte. Die Beste sollte jeweils spielen, das war so abgemacht.“ Doch schon bald kam alles anders als geplant. „Zugegeben,“ sagt sie, „ich habe mein erstes Spiel in der Vorbereitung „verhauen“, doch danach lief alles normal und ich konnte mich schnell an die neue Umgebung gewöhnen und mich steigern.“ Was anscheinend in den Augen ihres Trainers nicht genug war, denn Roxanne Kis spielte in der Folge in seinen Plänen nur eine noch untergeordnete Rolle.

Die anfängliche Begeisterung wich nach und nach einer gewissen Frustration, „obwohl ich in den bis zu fünf Trainingseinheiten – mit dem Team, off-ice und Spezialtraining für die Torhüter – enorm profitieren konnte und auch immer topmotiviert war.“ Die Tatsache, dass die Kommunikation mit dem Headcoach praktisch inexistent war und sie nur wenig zum Einsatz kam, hinterliess ihre Spuren. „Ich war statistisch gesehen mit einer Abwehrquote von 93,3 % der beste der drei Goalies, doch das reichte komischerweise nicht aus, um die Nummer 1 zu werden.“ An der Motivation auf dem Eis habe es ihr nie gefehlt, sagt sie, „doch meine Gefühle und meine Laune fuhren bisweilen Achterbahn.“

Trotzdem biss sie sich durch, obwohl sich langsam aber sicher die Erkenntnis durchsetzte, dass eine Rückkehr in die Schweiz wohl die beste Lösung sei. „Für eine Frau ist eine gute Berufsausbildung extrem wichtig, mit dem Eishockey lässt sich kein Geld verdienen. Deshalb habe ich mich frühzeitig entschlossen, den Fokus in Zukunft auf die Ausbildung zu legen.“ Im April unterzeichnete sie einen Vertrag für die BEM-Praktikum bei der St. Galler Kantonalbank in Rheineck, das sie anfangs August beginnen wird. „Ich freue mich riesig auf die neue Herausforderung.“ Sie wolle sich „voll und ganz auf die berufliche Ausbildung konzentrieren,“ sagt sie, lässt aber offen, ob sie dem Eishockey vollends den Rücken kehren wird: „Eishockey ist meine Leidenschaft, deshalb möchte ich nächstes Jahr die Ausbildung zur Goalietrainerin absolvieren.“