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Thursday, 12. December 2019 22:45

 

Schweiz startet mit Erfolg ins EHT!

Nach 7 1/2 Jahren und ja genau, der Bronzemedaille in Burlington an der WM 2012, schlägt die Schweiz wieder einmal Finnland! Und wie. Die Eisgenossinnen holen zweimal einen Zweitorerückstand auf, legen gar vor und müssen am Ende ins Penaltyschiessen. Dort avancieren Lara Stalder, Alina Müller und Keeperin Saskia Maurer zu Riesentöterinnen und versenken Finnland mit einem der raren Siege.

"The shot heard 'round the world!" - so beginnt der amerikanische Unabhängigkeitskrieg 1775. Ein paar Jahre später, nämlich am 12.12.2019 ertönte so etwas wie jener Moment damals im modernen Füssen am Penaltyschiessen zwischen der Schweiz und Finnland. Alina Müller setzte zum zweiten Penalty der Schweizerinnen an und zog aus kürzerer Distanz ganz einfach einen Slapshot durch. Dieser schlug hinter Meeri Räisänen im Tor der Suomi so brachial ein, dass die Finninnen geradewegs zusammenzuckten. Da bahnte sich das Undenkbare an. Sollte Finnland tatsächlich gegen die "kleinen" Schweizerinnen verlieren?

Alles begann für den "Goliath" aus dem hohen Norden, immerhin amtierende Vizeweltmeisterinnen, wie gewohnt. Zwar machte der Gegner, in dem Fall die Schweiz, munter mit, doch Tore schoss man dann lieber selber. Zuerst Tapani, welche sich durch vier Eisgenossinnen hindurch selbst zum eigenen Rebound tankte und diesen versorgte, dann die starke Nora Tulus, welche goldrichtig stand beim missglückten Befreiungsversuch und zum 2:0 einschob. Ja, es war wieder einer dieser gefälligen Tage. Oder doch nicht?

Weitere Tor liessen auf sich warten bis in der 20. Minute Sinja Leemann einen blocked shot im Drittel der Finninnen produzierte, welcher Lara Stalder vor die Schaufel fiel. Diese fackelte nicht lange und zimmerte den Puck an Freund und Feind vorbei unter die Latte. Bumm, nur noch 2:1.

Im zweiten Abschnitt nutzten die Finninnen mit der später als Best Player honorierten Tulus den Platz welcher ihnen im Powerplay gewährt wurde aus. 3:1. Immer noch alles grün... Bis... 5 Minuten später die zweite Linie um Evelina Raselli, Rahel Enzler und Dominique Rüegg erfolgreich vorpreschte und die auslösende Finnin störte, den Puck übernahm und auf's Tor brachte. Schliesslich montierte Rüegg die Scheibe im Netzhimmel und brachte das Feuer zurück. Ein Feurer welches sich zum Flächenbrand ausweitete. Zwar führten die Nordländerin weiterhin die feinere Klinge, hatten mehr Abschlüsse. Sie sahen aber ihre Schüsse entweder geblockt oder von der starken Saskia Maurer gefangen. Die erst 18-jährige Berner Oberländerin war da, wenn sie gebraucht wurde und hielt die Schweizerinnen mehrfach im Spiel. Da sagte die erste Linie Danke und überlieferte der Nachwelt eine denkwürdige Bullyvariante welche Christen zum Ausgleich nutzte.

Und es kam gar noch besser. Wieder erkämpfte sich die zweite Formation im Schlussabschnitt die Scheibe und schliesslich sorgte Rahel Enzler mit dem Abstauber gar für die Führung. Spätestens jetzt liefen die Rechner der Finninnen auf Hochtouren. Denn es mussten Lösungen her, welche die Favoritinnen dann doch noch hatten. Die beste Finnin, Susanna Tapani, vermochte einen kleinen Moment der Schwäche zum Ausgleich zu nutzen. Das Spiel ging in die Verlängerung.

Dort hatten beide Teams ihre Chancen, die beste aber doch Finnland. Doch Maurer war wiederum zur Stelle und entschärfte die allein anrennende Finnin.

Somit ging das Spiel bis ins Penaltyschiessen, wo zuerst Tuominen an Maurer scheiterte. Lara Stalder machte es besser und schob den Puck zwischen die Beine von Räisänen. Holopainen scheiterte knapp aber eben doch. Maurer behielt die Nerven. Und dann folgte dieser eine Befreiungsschlag, dieser Kracher, dieser quasi "Todesschuss" (die Wortwahl sei verziehen). Alina Müller versetzte den ganzen finnischen Stolz in Schockstarre, legte mit 2:0 vor und auferlegte Savolainen bereits fast allen Druck. Savolainen verzog über's Tor und liess der jungen Lara Christen die mögliche Entscheidung. Diese fiel aber noch nicht, da Räisänen den Schoner noch heranbrachte. Doch Nieminen tat das was auch die anderen Penaltyschützinnen Finnlands taten. Sie scheiterte an der grandiosen Maurer!

Sieg! Ende der Durststrecke. Fertig mit Warten. Jetzt konnte gejubelt werden. Ein Teameffort wie man ihn sich nur wünschen kann brachte den Riesen zu Fall. Und der Schweiz einen lange ersehnten Befreiungsschlag auf dem steinigen Weg im 2019.

Doch die Spielerinnen gingen mit der Gewissheit ins Bett dass das alles nichts mehr zählt, wenn sie anderntags gegen Deutschland spielen würden. Denn auch diese gewannen ihr Startspiel. Mit 3:2 gegen Schweden.
Somit kommt es am Freitag Abend in Füssen zu etwas, was es doch selten gibt. Zum Spitzenspiel Deutschland gegen die Schweiz.   

 

Finnland - Schweiz 4:5 nP (2:1, 1:2, 1:1, 0:0, 0:1) - Telegramm

Füssen / BLZ Arena - 40 Zuschauer - SR. Grossmann (Kriebel, Zettl)

Tore: 8. Tapani 1:0. 13. Tulus 2:0. 20. (19:38) Stalder (Leemann) 2:1. 23. Tulus (Nieminen, Hiirikoski; Ausschluss Forster) 3:1. 28. Rüegg (Enzler, Raselli) 3:2. 37. Christen (Stalder, Alina Müller) 3:3. 48. Enzler (Rüegg, Raselli) 3:4. 54. Tapani (Tulus) 4:4. 65. Stalder (GWS) 4:5. 

Penaltyschiessen: Tuominen (Maurer hält) -, Stalder 0:1, Holopainen (Maurer hält) -, Alina Müller 0:2, Savolainen (verschiesst) -, Christen (Räisänen hält) -, Nieminen (Maurer hält) -.

Strafen: 4 x 2 Minuten gegen die Schweiz, 1 x 2 Minuten gegen Finnland.

Schweiz: Maurer; Christen, Leemann; Sigrist, Forster; Hofstetter, Vallario; Thalmann, Scheurer; Stalder, Alina Müller, Ryhner; Rüegg, Raselli, Enzler; Laura Zimmermann, Rüedi, Lutz; Quennec, Wetli, Fortin.

Bemerkungen: Schweiz ohne Forrer (Ersatz). 37. Alina Müller verschiesst Penalty. Best Player Schweiz: Ryhner. Schussverhältnis 20:41 gegen die Schweiz.