Olympiaqualifikation 2008

im September (Vorquali) und November (Hauptquali) 2008

Nach insegsamt 4 Turnieren und 18 Teams welche sich um die letzten 2 Plätze in Vancouver duellierten stehen die beiden glücklichen Teams fest:
China und die Slowakei werden 2010 die bereits qualifizierten Teams aus Kanada, den U.S.A., Finnland, Schweden, der Schweiz und Russland zum olympischen Frauenturnier komplettieren. Herzliche Gratulation. China wird aufgrund des Worldrankings in die Gruppe B, die Slowakei in die Gruppe A (mit der Schweiz) gesetzt.

Alles zur Olympiaqualifikation 2008 / aktualisierter Spielplan Vancouver 2010

Zum Ausgang der Olympiaqualifikation führte frauennati.ch ein grosses Interview mit dem Staff der Nationalmannschaft. Sie waren live in Bad Tölz bei der einen Entscheidung dabei.

Frauennati.ch: René, Hand auf’s Herz, bist du überrascht von den Resultaten?
René Kammerer (RK): „Ja, bei allem Respekt zur Slowakei, war das Resultat in Bad Tölz sicher eine dicke Überraschung. Dass sich China qualifiziert hat entsprach dann eher den Erwartungen, waren sie ja in ihrer Gruppe Mitfavorit. Der grosse Verlierer des Wochenendes ist primär sicher einmal Deutschland die jetzt nicht nach Vancouver fahren werden. Und das ist ein Schock.“

Michi, ihr wart ja in Bad Tölz live vor Ort und konntet die letzten 4 Spiele verfolgen. Wie habt ihr das Ende der Entscheidung erlebt?
Michael Fischer (MF): „Es war irgendwie gespenstisch. Rund um uns standen die Leute wie paralysiert und verfolgten, wie den Kasachinnen die Zeit davon lief während die Slowakei die Sekunden bis Vancouver zählten. Team Deutschland musste sich das Ganze direkt an der Bande ansehen als sie vom Einlaufen für ihr Spiel zurückkamen. Es hat mich ziemlich aufgekratzt.

René, wie waren die Spiele zu analysieren?
RK: „Zuerst einmal zu den Slowakinnen, welchen wir an dieser Stelle nochmals gratulieren wollen: Ich glaube, sie kamen nach Bad Tölz mit dem Bewusstsein, Teil von etwas ganz speziellem zu sein. Mit dem Fokus, die theoretisch kleine Chance die sie haben würden zu packen legten sie ein mitreissendes Wochenende hin. Ganz nüchtern betrachtet kommt dieser Erfolg auch gar nicht von so weit her. Der grosse Teil der Mannschaft spielt bei Slovan Bratislava, welches in der EWHL ganz vorne mitspielt und unter anderem OSC Berlin mit immerhin 6 deutschen Natispielerinnen bereits zweimal geschlagen hat. Die Torhüterin spielt bei Bemidji State in der amerikanischen Collegeliga und hat dort sehr gute Werte. Weitere Spielerinnen sind in Russland oder in Schweden in der höchsten Liga engagiert. Diese haben dann auch das Team massgebend getragen. Die Slowakei spielte ihre Qualitäten konsequent aus, sie treffen gute Entscheidungen im Forechecking und schliessen hervorragend das gute Eis zwischen den Bullypunkten, resp. in der neutralen Zone. Sie lassen nur wenige Abschlüsse aus dem Slot zu und geben so der Torhüterin die notwendige Rückendeckung. Die Chancen die sie sich erarbeiten nutzen sie mit einer hohen Effizienz. Zudem typisch für einen theoretischen Aussenseiter waren die Konterfähigkeiten. Frankreich, mit ihrem grossen Programm hat sich, man muss es leider sagen, nicht im entprechenden Masse entwickelt. Ansätze von verbessertem Speed und von einer besseren Schusstechnik sind aber zu erkennen. Im Spiel wissen sie das aber noch zu wenig umzusetzen, standen sich oftmals selber im Weg und trafen vor allem in der defensiven Zone riskante Entscheidungen die gegen höherklassige Teams schnell zu Gefahr vor dem Tor führen. Kasachstan haben wir besonders beobachtet. Man merkt ihre hoch automatisierte Spielkultur heraus. Ihnen fehlten die beiden Topskorer der letzten WM schmerzlich. Beide sollten in Hämeenlinna wieder dabei sein, und das Team nochmals verstärken. Auffallend waren ihr Power- und Boxplay. Dort sind sie sehr weit. Im Boxplay lassen sie fast keine Chancen zu, stören früh und sehr aggressiv. Deutschland schliesslich blieb für uns ein Rätsel. Zwar hatten sie den Namen nach die mit Abstand beste Mannschaft auf dem Eis, vereinten viele Kräfte der Vergangenheit wieder und brachten die grösste Erfahrung mit. Leider aber brachten sie es am Donnerstag wohl nicht auf den Punkt und unterlagen trotz drückender Überlegenheit den Slowakinnen mit 0:2. Gegen Frankreich hatten sie dann eine ganz schwere Aufgabe zu lösen. Unmittelbar vor ihrem Spiel wussten sie, dass das Olympia Ticket weg ist. So etwas mental zu verarbeiten wird enorm schwierig sein.
Trotzdem zeigten sie Grösse und Ansatzweise ihre Fähigkeiten. Der Sieg gegen die Franzosen war nie in Gefahr, auch wenn zu Beginn der Partie der Motor etwas stotterte. Im Spiel gegen Kasachstan dann wieder die grosse Blockade. Sie versuchten, dieses Spiel zu gewinnen. Sie hatten sehr viele, sehr gute Chancen. Aber nicht genutzt. Ja, und im Gegenzug haben die Kasachen zugeschlagen. Das war schon bitter.“

Michi: wie beurteilst du aus der Ferne die Resultate in China?
„Zuerst einmal Gratulation an China für die Qualifikation. Sie haben den Statistiken zufolge sicher das souveränste Turnier gespielt, drehten einen Rückstand gegen Tschechien noch in einen Sieg und schlugen die Japanerinnen in einem sehr engen Spiel. Das verdient Anerkennung und Respekt. Auch das sie den enormen Druck standhielten der auf ihnen lastete. Japan wird unter Schock stehen. Sie hatten sich soviel erhofft von dem Qualiturnier und steckten einen Rekordaufwand in die Vorbereitung. Sie setzten sich gegen harte Gegenwehr der Tschechinnen und der Norwegerinnen durch, spielten ihre Stärke im Powerplay voll aus. Im entscheidenden Moment aber konnten sie den Sack nicht zu machen und mussten den Sieg China überlassen trotz ausgeglichenem Spielverlauf. Eine wirklich bittere Sache für ihr Programm das immer wieder zurückgeworfen wird. Norwegen ging als Vorqualisieger nach Shanghai. Wir konnten in Erfahrung bringen, dass sie sich am Tag vor dem Start des Turniers einen Vancouverfilm angeschaut haben und laut eigenen Aussagen sehr motiviert waren. Wenn man den Spielverlauf anschaut dann sieht man, mit welchen hohen Erwartungen sie in das Spiel gegen China gingen. Als diese sich nicht einstellten kam die Nervosität, und die kleinen Fehler und der Frust kamen hoch. Bankstrafe für zu viele Spielerinnen auf dem Eis und eine für Reklamieren zeugen davon. Im letzten Spiel aber konnten sie ihre grossen Fortschritte unter George Kingston unter Beweis stellen und die höher klassierten Tschechinnen mit 2:1 nach Penaltyschiessen bezwingen. Auch bei den Norwegerinnen tragen die im Ausland engagierten Spielerinnen einen grossen Anteil am Erfolg. Bei den Tschechinnen werden wir in Zukunft noch viel von den jungen Spielerinnen hören, welche die U18 in Calgary zu Bronze geschossen haben. Sie trugen in Shanghai von total 14 Skorerpunkten deren 10 (!!!) bei. Die drei Spielerinnen schossen zudem alle der 6 Tore Tschechiens. Für mich zählen die beiden traditionellen Hockeynationen Tschechien und die Slowakei zu den Ländern, welche in Zukunft durchaus in die Top Ten der Welt vorstossen werden. Auch die Norwegerinnen können diesen Weg gehen.“

Philipp: du bist zum ersten Mal an einem Qualifikationsturnier zu olympischen Spielen. Was sind deine Eindrücke dazu?
Philipp Steiner (PS): „Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Helferinnen und Helfer in Deutschland zu begeistern sind um ein solches Turnier möglich zu machen.
Natürlich geht dies auch nur, wenn Du die volle Unterstützung „deines“ Verbandes geniessen kannst.
Die Organisation war top, wie auch jeweils in Ravensburg am Air Canada Cup oder eben jetzt MLP Nations Cup.
Ich freue mich schon jetzt auf dieses Turnier im Januar und es wäre sehr toll, wenn wir auf möglichst viele Schweizer Zuschauerinnen und Zuschauer zählen könnten, es lohnt sich wirklich da mal live dabei zu sein!!
Ich war vor zwei Jahren zum ersten Mal dort, da noch als Zuschauer und war überwältigt von der Resonanz in Deutschland mit Spielen vor 1000 und mehr Fans!!“

René: was denkst du wie sich der technisch/taktische Bereich seit dem letzten Qualiturnier vor 4 Jahren entwickelt hat?
RK: „Wie schon vor 4 Jahren gab es in der Quali Überraschungen. Während vor 4 Jahren wir eine unglaubliche Geschichte geschrieben haben, waren es diesmal die Slowakinnen. Zum Abschluss haben sie auch die Franzosen geschlagen, und sind mit dem Punktemaximum aus dem Turnier gegangen.
Die Entwicklung ist am ehesten zu sehen, wenn man sich Bilder des letzten und des diesjährigen Turniers gleichzeitig auf 2 Bildschirmen ansieht. Hier alle Aspekte im Detail zu beschreiben, würde zu weit führen. Ich versuche einige Bereiche zu beleuchten.
Ganz generell ist der Fortschritt enorm. Zunächst ersichtlich im physischen Bereich. Wer zu den olympischen Spielen fahren will, muss einfach austrainiert sein. Kennzahlen sind immer gefährlich, eine will ich trotzdem nennen: Ein 3000m Test wird heute von Olympianationen – im Teamschnitt - unter 13 Minuten gelaufen! In diesem Bereich kann jede Nation Weltmeisterlich sein. Wer diesen Preis nicht bezahlen will – und der ist hoch – hat an Olympia nichts verloren. Es gibt keine Ausreden. Bei allen hat der Tag 24 Stunden!
Nebst anderen Bereichen, zeigt sich die physische Entwicklung auch in der Art und Härte der Schüsse. Vor vier Jahren waren wirklich gute Schützen eher die Ausnahme. Heute sind sowohl Schusshärte als auch die Zielgenauigkeit enorm gut entwickelt. Und dies in allen  Schussvarianten und in deren Reproduzierbarkeit. 
Die technische Grundausbildung ist im ø viel weiter. Passen, laufen, Stickhandling, Schiessen. Innerhalb der einzelnen Kader gibt es dann noch Extra Spielerinnen. Diese spielen praktisch alle in den Topligen der Welt (in Nordamerika; Schweden, z. Teil in Russland).
Im taktischen Bereich können alle Nationen heute variantenreich spielen. Die meisten sind in der Lage innerhalb eines Drittels ihr Spiel zu ändern. Ebenso wurden im Transitionverhalten grosse Fortschritte erzielt.
Das Spiel ist viel schneller geworden. Die Zeit für gute Entscheidungen wird kürzer. Heute können Spielerinnen einen enormen Speed entwickeln. Wer zu langsam ist, kann sich oft nur noch mit einer nicht regelkonformen Aktion retten (eine Auswertung ergab, dass an der WM 2008 60% der Strafen auf das Konto „zu langsam“ gingen). Dann kommt es zum Powerplay. Es ist – für mich – nicht erstaunlich, dass sehr viele Spiele mit den Special Teams entschieden wurden. Powerplays sind international tödlich. Auch hier schlägt sich die gestiegene Grundausbildung nieder.
Und wer nicht über einen - besser mehrere - Torhüter von Top Format verfügt, für den ist wird es ganz schwierig, um nicht zu sagen unmöglich.
Zu diesen technischen / taktischen Grundlagen, kommt der Teamfaktor. Wer ist bereit, alles für seine Mitspielerin zu tun? Wer ist bereit die 10 % Extra zu geben, die es braucht? Wer ist bereit „Drecksarbeit“ zu leisten? Immer und immer wieder. In Bad Tölz hat gerade die Slowakei in diesen Bereichen überzeugt. Eine Torfrau, die eine extreme Ruhe ausstrahlte, wenig Rebounds zuliess. Eine in Summe sehr clever agierende Mannschaft wo man förmlich spürte, welche Energie von ihrer Bank ausging. Innerhalb dieses Kollektivs dann 2,3 Top Einzelspielerinnen (spielen in SWE, RUS; Nordamerika), die in den entscheidenden Momenten den Unterschied machten. Nur am Rande erwähnen möchte ich, dass ein Grossteil des Teams bei Bratislava spielt.
Ja, die Entwicklung ist enorm. Und sie wird sich ausbezahlen. Was heute investiert wird, und das ist von den meisten Nationen sehr viel, wird zurückfliessen. Der Markt Fraueneishockey ist noch immer im Wachstum! Wer also heute denkt, er sei besser, sich diese Mittel zu sparen, kann gerade so gut die Uhr anhalten um Zeit zu sparen...„

René: In den bisherigen Antworten wurden sehr oft die ausländischen Top Ligen genannt. Ist die heimische Liga zu schwach? Welche Konsequenzen bedeutet das für die heimische Liga? Wie beurteilst du diese Situation?
RK: „Oh, dies soll nicht negativ sein für unsere heimische Liga, resp. Ligen. Es sind einfach Tatsachen, die natürlich auch erklärbar sind. Für uns in der Schweiz muss zählen, wie wir diesen Sport hier weiterentwickeln. Was fehlt sind – vornehmlich – die nötigen finanziellen Mittel. Das wirft die Frage auf, wie kommen wir zu diesen Mitteln. Attraktivität des Produktes, Medienpräsenz sind nur 2 Stichworte. Da gäbe es sicherlich noch mehr. Unser Produkt ist Fraueneishockey, wir sollten uns überlegen, was der Konsument erwartet, wenn er oder sie sich das anschaut. Was erwarten potentielle Geldgeber damit diese Mittel zur Verfügung stellen? Was sind die Erwartungen an ein LKA Team, was an die LKB, und was an die LKC usw. Werden wir diesen – auch unausgesprochenen – Wünschen gerecht? Ich bin überzeugt, die Mittel wären vorhanden, aber zu oft sind es Eigeninteressen, die bremsen. Ich denke das Fraueneishockey in der Schweiz hat sich in den letzten Jahren verbessert. Keine Frage. Aber die Situation ist noch immer nicht befriedigend, weil die Ansprüche/Anforderungen auch immer weiter steigen. Aber ich bin natürlich kein Fachmann in wirtschaftlichen Fragen.
Wir versuchen gemeinsam mit den Klubs, das allgemeine Niveau zu heben, um so die Attraktivität zu steigern. Mit gemeinsamen Trainingseinheiten, mit Erfahrungsaustausch, mit Vermitteln von Wissen. Leider nehmen meist die gleichen Leute an solchen Anlässen teil. Viele andere Know how Träger bleiben fern. Ein Beispiel: Ich träume noch immer davon, eines Tages alle Trainer von Frauen Eishockey Teams an einer Tagung zu haben. Egal auf welchem Level gearbeitet wird. Um uns dort intensiv über den Sport zu unterhalten. Jeder hat Erfahrungen gemacht, jeder hat Wissen gesammelt. Und ich glaube, alle haben Fragen, offene Punkte, wollen sich weiterentwickeln. Zumindest ich habe sehr viele Fragen, kann und möchte noch sehr viel lernen. Wir werden von der Nationalmannschaft aus wieder versuchen, solche Work Shops durchzuführen. Aber das ist nur 1 Themenbereich, und ich weiss, dass es sehr viel Wissen gibt. Setzen wir es ein, für eine noch bessere Zukunft“

Michi: wie geht es jetzt weiter, wo die beiden nächsten Grossturniere bekannt sind?
MF: „Nun, der zentrale Fokus gilt der WM in Hämeenlinna. Wir haben dort eine schwierige Aufgabe zu lösen. Gegen Kasachstan sind wir neuerdings Favoriten und können uns nicht aus dieser Rolle reden. Wir werden uns darauf vorzubereiten haben und die Konsequenzen in unsere Ausbildung bis dahin einfliessen lassen. Finnland ist Gastgeber der WM und schaut bereits enthusiastisch auf das Ereignis voraus. Gegen sie wird es sehr schwer. Aber auch auf das müssen wir uns vorbereiten. Und das werden wir tun.
Kurzfristig steht der für uns immer wichtige Weihnachtszusammenzug an. Vor der Bescherung bescheren wir unserem Team ein ausbildungslastiges Camp in Reinach. Dort gilt es, die Spannung aufzubauen für die Länderspiele nach den Weihnachten. Nicht nur wartet in Chur mit Kanada U22 eine riesige Herausforderung, auch werden wir in Ravensburg am traditionellen Turnier gegen Schweden und Deutschland spielen, welche uns alles abverlangen werden. Dazu kommen in Chur nochmals 2 Spiele, zu denen wir zur gegeben Zeit mehr sagen werden. Dann folgt im Februar noch der Mountain Cup in Romanshorn wo wir uns direkt mit Kasachstan messen werden. Dort werden zum ersten Mal die Spielerinnen aus der U18 zu uns stossen und den Challenge für die WM 2009 komplettieren.
Für nächste Saison sind wir mitten in der Planung. Es sind Länderspiele von August weg geplant und werden in den Turnieren in der Slowakei (sind auch in Vancouver Gegner von uns) im November, dem Mountain Cup vor den Weihnachten und in 2 Turniere nach den Weihnachten gipfeln. Das eine soll in der Schweiz stattfinden, das andere wird, so hoffen wir, wird der MLP Nations Cup in Ravensburg sein. Ja und dann ist bereits Februar…

Philipp, wie werden sich die Programme entwickeln. Lassen sich da schon Tendenzen erkennen?
PS: „ja, da hört man vieles. Von den 4 ersten in der Welt weiss man, dass sie etablierte, breit abgestützte Programme haben, welche vom Verband mit Finanzen und Personal gestützt werden. Sie werden auch künftig das Mass aller Dinge sein. Nordamerika voraus, dann die Skandinavierinnen. Wobei sich auch da das eine oder andere Mal die Skandinavierinnen gegen die Nordamerikanerinnen durchgesetzt haben. Letztes Mal dieses Wochenende Schweden gegen Kanada (zum ersten Mal überhaupt). Russland hat in der Vergangenheit notfalls auch politisch eingegriffen um die Nationalmannschaft in der A-Gruppe zu halten (2005) und hat seither aber auch sportlich und finanziell massiv investiert. Das Kader der Nationalmannschaft teilt sich zur Zeit auf 2 Profiteams (Tornado und Skif) auf. Somit sind sie nominell wohl als Nr. 5 der Welt zu führen. Bei Deutschland ist natürlich offen, was jetzt nach Bad Tölz passiert, da kann ich mich noch nicht festlegen. China hat all seine Spielerinnen in Harbin zentralisiert und wird jetzt mit der erfolgreichen Quali für Vancouver sein Programm nochmals extra forcieren. Da kann man gespannt sein wie sich China im April in Hämeenlinna präsentieren wird. Japan hat die Quali knapp nicht geschafft. Für Sie ist es bitter, haben sie doch in den letzten 3 Monaten 10 Wochen zusammengezogen um sich auf die Quali vorzubereiten. Bei ihnen ist es wohl auch offen, wie es konkret weitergeht. Ich denke aber die Japanerinnen haben ebenfalls ein breit abgestütztes Programm. Kasachstan hat alle Spielerinnen bei Aisulu Almaty zentralisiert mit welcher Mannschaft sie auch am European Womens Champions Cup teilnehmen. Sie verfügen über viel monetäre Mittel um sich auch künftig in der Top Tenn der Welt zu halten. Bei den Slowakinnen wird jetzt ein Boom ausbrechen. Die ehrgeizige Nation wird wohl massiv investieren um sich mit diesem Effort von Bad Tölz in die Weltspitze vorzuarbeiten. Mit den gesehenen Leistungen in Bad Tölz bin ich überzeugt dass ihnen das gelingen wird. Tschechien hat starke junge Spielerinnen. Ihnen ist die Quali nicht gelungen, aber sie werden bereits im April in Graz an der Div. I WM wieder von sich hören lassen. Von Tschechien wird sicher auch ein Effort kommen um den Schwung der U18 aus Calgary mitzunehmen. Frankreich hat nicht nur jeden Monat jeweils eine Woche Zusammenzug, sie haben neu auch eine Hockeyakademie gegründet um noch weiter zu kommen. Alle vorgenannten Teams verfügen über einen Profi- oder Teilprofistaff. Österreich hat einen Profitrainer und diverse Spielerinnen in ausländischen Ligen…
Und dann gibt es noch dieses kleine gallische Dorf oder besser gesagt das helvetische Dorf, das sich gegen all diese Gewalten wehrt. Wir tun gut daran, uns an den anderen Teams in der Weltspitze zu orientieren. Dazu müssen wir nun noch härter für die geeigneten Strukturen schauen. Für unseren Verbleib ganz oben…
Wenn ich die Weltrangliste anschaue wird mir schon ein wenig mulmig.
Die vier Nationen vor uns, möchte ich schon gar nicht nennen aber wenn ich einen Blick nach hinten werfe, dann sehe ich Nationen wie Russland, Deutschland, China, Japan, Kasachstan, Frankreich und und und, allesamt Nationen welche Profis oder Halbprofis zumindest im Staff haben. Aber auch diverse Spielerinnen dort verdienen ihr Geld mit Eishockey.
Dies stimmt mich schon ein wenig nachdenklich und ich frage mich, wie lange das für uns gut gehen kann.
Eigentlich ist es für mich klar, dass wir jetzt dringend einen Schritt nach vorne machen müssen, wollen wir langfristig gesehen nicht den Anschluss verpassen!!
Die Resultate der letzten Jahre waren toll, nein grossartig. Was die Spielerinnen und der gesamte Staff geleistet hatte ist angesichts dieser Fakten fast nicht zu beschreiben!
Dass dies auf Dauer so nicht gehen wird, sehe ich nur schon bei mir. Der enorme zeitliche und auch finanzielle Aufwand zehrt an den Kräften und Freizeit ist ein absoluter Luxus geworden.

An dieser Stelle herzlichen Dank unserem Staff, welcher immer wieder mit Freude alles dafür tut, um unsere hoch gesteckten Ziele zu erreichen!!

Wir machen mit unseren bescheidenen Mitteln riesige Efforts aber ich kann Dir sagen, es zehrt unheimlich an den Kräften, beim Staff wie auch bei den Spielerinnen…“

René, Michi und Philipp, vielen Dank für eure Zeit