Grosses Schlussinterview mit dem Staff der A-Nati

nach der WM 2009 in Finnland

Mit einem knapp vermiedenen Abstieg im Sack kehrte die Frauen Nationalmannschaft am vergangenen Ostermontag aus Hämeenlinna, Finnland zurück. Der Staff der Nationalmannschaft stellte sich anschliessend den Fragen und blickte noch einmal auf bewegte und bewegende 17 Tage zurück.

Frauennati.ch: Willkommen zurück! Schön das ihr euch Zeit genommen habt mit uns zu sprechen. Wie geht es euch ganz allgemein, so eine knappe Woche nach dem Event?

Philipp Steiner, Team Manager (PS): Tja eigentlich bin ich ziemlich ausgelaugt und ein paar Tage Ruhe wären toll aber eben, der Alltag ruft!
Die Tatsache, dass ich das Amt als Delegationsleiter neben meiner 100% Anstellung bei meinem Arbeitgeber ausübe, lässt keine Zeit zum verschnaufen und es ist so wie es eben ist, wenn Du gut zwei Wochen weg warst…eine ganze Menge Arbeit wartet auf Dich und irgendwie sollte ich noch nebenbei die Abrechnung mit dem Verband machen, damit wir die Saison auch finanziell abschliessen können.
Da wird wohl wieder das Wochenende drauf gehen aber wir sind uns das ja gewohnt ;-)
Ansonsten geht es mir gut, danke der Nachfrage.
Zurückblickend kann ich sagen, dass für die Weiterentwicklung des Teams die Geschichte wie sie in Finnland geschrieben wurde wohl das beste Szenario ist, welches es geben konnte, doch darüber wird vermutlich René noch mehr erzählen.
Ich bin froh, dass alles soweit geklappt hat und die Rückreise problemlos verlaufen ist und die Fracht ist auch auf dem Weg zurück in die Schweiz und wird im Verlaufe der nächsten Woche bereit sein zur Auslieferung, womit ich die WM auch logistisch abschliessen kann.
René Kammerer, Headcoach (RK): „Danke, ich bin schlicht und einfach erschöpft und leer. Die WM hat sehr viel Kraft gekostet. Eine kleine Genugtuung ist auch da. Wir sind 2011 in der Top Division, können uns jetzt voll auf Olympia konzentrieren. Womit ich schon beim nächsten Thema bin. Leider habe ich keine Zeit, um auszuspannen. Zum einen ruft meine Arbeit in der Privatwirtschaft. Zum anderen ist Olympia schon seit geraumer Zeit präsent, aber jetzt geht es richtig los. Und nicht zuletzt will die WM in Hämeenlinna noch ausgewertet sein, und mit etlichen Personen stehen noch Gespräche darüber an. Weiter möchte auch meine Familie wieder ein paar Stunden mit mir verbringen. Es gilt Prioritäten zu setzen.“
Michael Fischer, Assistant Coach (MF): „Merci, es geht mir gut ausser dass ich noch ein wenig müde bin. Am Dienstag morgens um halb sieben stand ich wieder im Büro um meinem Job nach zu gehen. Das ist der Preis den du bezahlst als Amateur. Aber den Kollegen erzählen zu dürfen was wir erlebt haben und ihre Anerkennung zu ernten entschädigt auch schon für vieles. So gesehen schwelge ich noch in den Glücksmomenten nach dem verhinderten Abstieg!“
Daniel Hüni, Assistant Coach (DH): „Da ich ein Tag nach der Rückkehr bereits wieder arbeiten musste, ist die mentale Verarbeitung der WM ein längerer Prozess. Die Mannschaft hat grosses geleistet und bietet sich als gutes Beispiel in vielen Lebenssituationen!“

Schön! Nun zur WM, Pipo, hat organisatorisch alles geklappt? Was waren deine grössten Herausforderungen in Kuortane und später in Hämeenlinna?
PS: Wir haben im Vorfeld schon einiges vorbereitet und wie es eben so kommt, wirst Du immer wieder überrascht von Dingen, welche Du einfach nicht planen kannst.
Als wir in Helsinki angekommen sind, war zuerst der Koffer unseres Teamarztes Luki nicht angekommen.
Ich bin dann noch mit ihm beim Gepäckband geblieben und erst später dann in die Ankunftshalle gegangen.
Dort hat mich bereits die Verantwortliche des Finnischen Verbandes erwartet und da wir noch einige logistische Herausforderungen zu meistern hatten, bin ich mit ihr zusammen zum Schluss gekommen, dass ich am Besten ein Auto miete und dem Mannschaftsbus folge auf der Reise nach Kuortane.
Es ging nämlich darum, dass wir kurzfristig erfahren hatten, dass zwei der Spielerinnen nicht mit dem Team reisen können.
Die eine kam am Sonntag Abend in Helsinki an und eine weitere dann am Montag Abend, so war der Plan zuerst, dass ich dann eben mit dem Auto nach Helsinki fahren werde, um diese dann dort abzuholen.
Gesagt getan und während das Team sich am Flughafen verpflegt hatte, bin ich ein Auto mieten gegangen und dann zusammen mit Dani dem Bus auf der gut vierstündigen Reise durch die Finnische Nacht mit teils Schneebedeckten Strassen gefolgt.
Dass da natürlich etwas chaotisches Ankommen angesagt war ist wohl normal :-)
Die Fracht war aber Planmässig bereits in der Eingangshalle der Eisbahn feinsäuberlich angeliefert worden und so konnten auch die 1500 kg Material und Esswaren entsprechend entgegen genommen werden, wie wir dies geplant hatten.
Samstag Abend um 22.30Uhr konnten wir dann das Team noch zum Nachtessen schicken und sind dann ziemlich müde in unsere Betten gefallen.
Am Sonntag waren dann bereits die ersten Trainingseinheiten angesagt und ich hatte mal ein wenig Zeit mich um die Abholungsplanung der beiden nachreisenden Spielerinnen zu kümmern, welches dann auch wunderbar geklappt hatte und bis Dienstag Morgen waren wir endlich komplett und der feuerrote Kia Picanto 1.0 hatte schon fast 1000 km auf dem Tacho ;-).
Zum Glück hatte ich so eine Art Vorahnung und hatte mein Tom Tom mit der Fracht mitgegeben und konnte mich so auf den abgelegenen Strassen durchs Niemandsland zurechtfinden!
Nach Hämeenlinna hatten wir dann zwei Staffmitglieder mit einem Tag Vorlauf geschickt, damit diese vor Ort die Ankunft des Teams vorbereiten konnten, was natürlich einiges vereinfacht.
Mit Heikki Ahonen hatten wir einen Host vor Ort, welcher Schweizer Vergangenheit hat, da er sehr lange in Davos gearbeitet hatte. Er war eine grosse Hilfe für uns und hat beispielsweise auch geholfen, wenn es darum ging in der Garderobe Pasta zu kochen, damit das Team direkt nach dem Spiel die Speicher wieder füllen konnten.
Wow, da läuft ja einiges an so einem Event. Und ich nehme an, es ist noch nicht fertig, da kommt ja noch 1,5 Tonnen Fracht wieder zurück. Wie löst ihr das, wenn es dann mal da ist?
PS: Gemäss Plan und Informationen des Logistik Unternehmens wird die gesamte Fracht so gegen Dienstag in der Schweiz ankommen.
Ich habe eine Umfrage gemacht, wem es an welchen Tagen nicht gehen wird die Fracht abzuholen, um so einen Termin zu vereinbaren, an welchem die meisten Spielerinnen und Staffmitglieder zur Abholung kommen können.
Das ist gar nicht so einfach bei 30 Personen aber auch das werden wir hinbekommen.
Wir werden einfach mit möglichst vielen Fahrzeugen beim Abhollager auffahren und so versuchen alles irgendwie zu verstauen, dass dann am Schluss alle ihr Material wieder haben.

Da sieht man was eigentlich alles dahintersteckt. Die WM beginnt also ca. 1 Woche bevor der Flieger geht und endet ca. 10 Tage nach der Landung, oder?
PS: (lacht) „Fast, danach laufen noch Abrechnungen, Kontrolle der Rechnungen etc. Es ist also noch nicht ganz ausgestanden“ und wenn ich dann meine 6 Frachtkisten mal zu Hause habe, dann geht’s ans sortieren und verbrauchtes wieder zu füllen, damit ich für die nächsten Anlässe bereit bin.

O.k., kommen wir zum Sportlichen. René, vor einem Jahr noch im Bronzespiel seid ihr dieses mal fast abgestiegen. Das tönt recht ernüchternd. Was siehst du für Gründe für diesen „Absturz“?
RK: „Da muss ich etwas weiter ausholen. In der vergangenen Saison 08-09 konnten wir praktisch nur verlieren. Das Bronzespiel von Harbin hinter uns. Vancouver vor uns. In den Köpfen der meisten schon dieser Anlass. Dazwischen die Aufgabe mit der unbequemen WM. Das alleine machte es schon schwer. Der doch etwas unglückliche Modus. Nun gut, in der Vergangenheit hat sich dieser eher für uns ausgesprochen. Zudem weiss man dass, bevor das Turnier startet und ist für alle gleich. Auch die Gegner wehren sich mit ihren Mitteln. Wir gingen als Favorit ins Spiel gegen Kasachstan, verzeichneten über 55 Schüsse auf ihr Tor. Nur rein ging der Puck nur ein mal. Das anschliessende Penalty Schiessen kann mal so, mal so enden. Dann 3 Tore gegen die Finnen. Dort haben wir 40 min mitgehalten. Leider die letzten. Gegen China mit 1:4 im Rückstand und zurückgeholt. Zum Schluss noch gegen ein ausgeruhtes Japan mit 3:2 gewonnen. Sicher wären wir lieber wieder oben gestanden. Hätten im Tableau der Top 6 gespielt. Was aber zählt ist, wir haben den Karren selber aus dem Dreck gezogen und verbleiben in der Top Division. Was wir dabei gelernt haben wird uns noch viel nützen. Für die Entwicklung des ganzen war dieses Szenario – mit dem glücklichen Ende - vielleicht gar nicht so schlecht.“

Irgendwo habe ich gelesen, dass von Euren 10 Söldnerinnen nur gerade 1ne in ihrem Team eine tragende Rolle spielt. Die anderen seien alles Mitläuferinnen, und könnten daher an einer WM keine Akzente setzen. Ebenso seinen die Spielerinnen die hier spielen in der Skorerwertung weit hinten anzutreffen, weil in der Schweiz alles über die Ausländerinnen laufe. Hast du das gesehen, wie stehst du dazu?
RK: Ja, diesen Text habe ich auch gesehen. Einige der Aussagen darin machen durchaus Sinn. Bei anderen Meinungen empfehle ich dem interviewten, sich erst genauer zu informieren, sie zeugen meiner Ansicht nach von einem ziemlich veralteten Wissensstand. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.

Nun gut, das ist beeindruckend, aber ich denke, die Leute haben auf einen Platz unter den Top 6 gehofft, jetzt seid ihr 7. geworden. Was macht ihr jetzt, damit sich das nicht wiederholt, immerhin seid ihr die Nummer 5 der Welt, auch nach dieser WM noch!
RK: „Wir haben etliche sehr junge Spielerinnen in das Team eingebaut, ihnen die Chance gegeben eine A WM zu spüren. Von diesen Erfahrungen werden wir sicherlich profitieren können. Wir hatten wohl das jüngste Team an dieser WM. Unsere Leistungsträgerinnen haben gerade in den schwierigen Momenten ihre Erfahrungen weitergeben können. Alle wissen jetzt, dass wir mit der Favoritenrolle umgehen können, dass wir ein Spiel noch immer 60 min. oder halt 65 min. geht. Wir schiessen Tore, zur Not auch mit der Brechstange.
Selbstverständlich gibt es noch weitere Aspekte wie Geschwindigkeit, Abschlussverhalten, physische und mentale Stärken, koordinative Fähigkeiten usw. All das so nebenher zu erwerben ist sehr schwierig. Der Aufwand der betrieben werden muss, ist schon enorm. Nicht alle wollen oder können den Preis bezahlen. Ein Umfeld schaffen, dass es ermöglicht, ist sicher auch ein Thema. Wir müssen und werden Ausbildungsschwerpunkte festlegen, die Klubs mit in das Boot nehmen. Der Sport ist olympisch, das Schweizer Fraueneishockey ist olympisch. Das ist eine Ehre, aber auch eine Verpflichtung.“

O.k., wir werden das mitverfolgen. Michi, ich habe gesehen, ihr habt Emilie Berlinguette aufgeboten und am Schluss war sie nicht auf dem Roster. Was ist da gelaufen?
MF: „Emilie ist Schweiz-kanadische Doppelbürgerin. Ist in der Schweiz geboren und mit 2 nach Kanada emigriert. Sie hatte bereits 2003 Kontakt mit unserem Verband und erkundigte sich was sie machen müsse um für die Schweiz spielberechtigt zu sein. Nach abgeschlossenem Studium an der St. Lawrence Universität in den U.S.A. wo sie in 4 Jahren für die Hockeymannschaft im Schnitt mehr als einen Punkt pro Spiel in der höchsten Liga gemacht hatte kam sie für 2 Jahre zu Lugano. Die Regulationen sehen vor, dass man 2 Jahre gespielt haben muss. Nun haben wir sie für die WM aufgeboten da sie sich ins Team gespielt hat und bei der Abgabe der Entrylist hat uns der IIHF benachrichtig, sie sei nicht für die Schweiz spielberechtigt. Wir haben ihre Begründung geprüft und kamen zum Schluss dass es einen Passus gibt den der IIHF zu Lasten von Emilie verwenden kann. Wir haben dann den ebenfalls möglichen Weg der Anhörung vor dem obersten Council des IIHF beschritten, aber die Antwort ist heute noch ausstehend. Somit mussten wir eine Deadline setzen wann wir eine Antwort benötigen um sie noch einzufliegen und als die verstrich mussten wir ihr absagen. Für uns hat es sportlich keine Konsequenzen zum negativen gehabt, aber für Emilie war diese Absage brutal.
Bei der Einsetzung von ihr ging es nicht um unsere kurzfristigen Interessen, das allein beweist schon die Berufung von 4 16-jährigen in das WM-Kader. Es ist also nur schwer zu erklären wieso es bis heute keinen Entscheid seitens des IIHF gibt. Wir warten und gehen dem nach.“

Wie habt ihr dann die entstandene Vakanz auf eurem Roster gefüllt? Habt ihr noch Spielerinnen aus der Schweiz nachgeflogen?
MF: „das mussten wir nicht, wir hatten ja 2 Taxispielerinnen dabei. Wir haben dann Monika Waidacher ins Team berufen, sie hatte auch schon entsprechend trainiert für den Fall der dann auch so eingetroffen ist

Taxi? Erklär uns den Begriff Taxi?
RK: „Der Begriff stammt eigentlich aus einem anderen Anlass, es würde zu weit führen, das hier zu erläutern. Im Prinzip geht es darum Pikettspielerinnen in der Delegation dabei zu haben. Sie nehmen – wenn immer möglich – an allen Aktivitäten des Teams teil. Sind im Training, an den Teammeetings usw. dabei. Der eine Hintergrund ist, dass so bei einem allfälligen Ausfall schnell reagiert werden kann. Ebenso wichtig ist es aber, dass diese Spielerinnen live einen Grossanlass erleben dürfen. Diese Erfahrungen werden ihnen und uns in Zukunft helfen. Es ist auch ein langfristiger Gedanke dahinter. Natürlich muss diese Rolle mit den betroffenen Spielerinnen und dem Team im Vorfeld sehr genau definiert worden sein. Die Erwartungen müssen klar sein. Ich darf an dieser Stelle unserem Team und unseren „Taxi“ Spielerinnen ein grosses Kompliment machen. Wie sie mit der Situation umgegangen sind war Top. Alle haben immer am selben Strick gezogen. Anders wäre eine Rettung in extremis nicht möglich gewesen.“

Aha, interessant. Wieso sind denn eigentlich bei den Frauen nicht von Anfang an 20 Spielerinnen im Kader so wie bei den Herren?
MF: „nun da geht es einfach ums Geld. Nichts anderes. Sportlich macht es wenig Sinn denn das sind eben 2 Plätze die fehlen um langfristigen Aufbau betreiben zu können. Aber so spart man 16 Flüge, 256 Übernachtungen und 816 Mahlzeiten. Nun um es nicht ins Lächerliche zu ziehen, ich bin nicht Fan davon und wir haben begonnen uns selber zu helfen. Für ein Land wie unsriges ist es wichtig, dass junge Spielerinnen unbelastet solche Turniere erleben können. Nur so werden sie später einmal mit der nötigen Erfahrung in so einen Event gehen. Es ist ein grosser Unterschied, das ganze Jahr vor vielleicht maximal 100 Zuschauern zu spielen und plötzlich bist du an einer WM wo Tausende von den Rängen rufen und das Licht greller scheint und der ganze Rhythmus anders ist. Wir sind überzeugt, den richtigen Weg zu gehen und dass auch andere Nationen Taxispielerinnen dabei haben bekräftigt mich darin.“

Wenn ich mich an Winnipeg erinnere dann sehe ich noch, dass ihr dort als eine der einzigen Teams 3 Goalies dabei hattet. Dieses Jahr sind sogar 3 Goalies auf dem finalen Roster gestanden. Was hat geändert seit damals?
DH: „3 Torhüter geben der Mannschaft mehr Sicherheit, falls eine Verletzung oder Krankheit auftritt. In Winnipeg haben wir erfahren müssen, wie viel Hektik entstehen kann, wenn eine Torhüterin nachträglich zur Mannschaft stösst. Diese WM hat gezeigt, wie wichtig ein gut funktionierendes Torhütertrio ist! An dieser Stelle nochmals ein grosses Kompliment an unsere drei Torhüterinnen.“

Man konnte notieren, dass ihr gegen China Florence Schelling ausgewechselt habt. War das nicht ein Risiko, zumal ja Dominique Slongo auf der WM-Bühne selbst praktisch keine Erfahrung hatte?
DH: „Ich finde diese Frage unangebracht! Wir haben vier hervorragende Torhüterinnen in der Schweiz und jede von Ihnen geniesst mein vollstes Vertrauen. Schlussendlich zählt nur der Erfolg des Teams und nicht wer im Tor steht.“

Super. Wie hoch schätzt du den Wert von gutem Goaltending ein für das Resultat an einer WM?
DH: „Unsagbar hoch - ohne Toptorhüter ist kein Team in der Lage unter den besten Nationen mitzuspielen. Darum ist es wichtig, noch mehr Fokus auf die Torhüterausbildung zu setzen.“

Kommen wir auf die Spielerinnen zurück. Man konnte rechnen, dass das Schweizer Team knapp ein Kilo mehr auf die Waage brachte als noch vor einem Jahr. Sind wir „stärker“ geworden?
RK: „Die Zahl stimmt, auch wenn sie rein statistisch ist. Dafür im Schnitt eher etwas kleiner. Zudem sind wir gegenüber den Top 5 Nationen noch immer eher zu leicht. Die physische Stärke wird immer wichtiger. Damit meine ich nicht nur Masse. Die Balance muss stimmen. Maximalkraft, Speed, Koordination. Wir, und die Spielerinnen, müssen und werden weiter hart arbeiten.“

Widmen wir uns den Spielen selbst. René, wie waren die vorbereitenden Spiele in Kuortane. Wieso spielt ihr gegen Junioren vor einer Weltmeisterschaft?
RK: „Wir wollten aus diversen Gründen 2 Spiele in der Vorbereitung haben. Da andere Nationen 600km und mehr von uns entfernt waren, mussten wir praktisch nehmen was uns angeboten wurde. Das war Japan, die am selben Ort im Pre Camp waren und dann eben dieses High School Team aus Kuortane. Das OK meinte im Vorfeld, dass diese Mannschaft genug stark sei für uns.“

Aha, und wie siehst du das Spiel im Nachhinein? 10:4 verlieren ist wohl nicht so gut für die Moral vor einer WM, oder?
RK: „Wie gesagt, hatten wir keinerlei Anhaltspunkte, worauf wir uns vorzubereiten haben. Wir haben dieses Team nie trainieren sehen. Bereits im Warm Up sahen wir deren physische Präsenz und deren technische Stärke. Einige ihrer Spieler könnten in der Schweiz locker in der 1. Liga mitspielen, wenn nicht höher. Klar hatten sie auch Mädchen dabei, doch die hatten wenig Einfluss auf das Spiel. Sie spielten äusserst fair, schlugen ein hohes läuferisches und spielerisches Tempo an. Wir waren zu Beginn klar überfordert. Und doch, das letzte Drittel gehörte uns. Diese Tatsache hat uns gut getan.“

Anderntags habt ihr gegen Japan gespielt. Habt ihr dort wenigstens eure Pläne umsetzen können?
MF: „Wir sprachen im Camp noch mit den Trainern der Japanerinnen. Sie hatten nur ein Ziel, nämlich in der Top Division zu bleiben. Entsprechend kamen sie auch aufs Eis, ultradefensiv, auf Konter lauernd und mit ihrem starken Powerplay punkten. Wir waren sicher überlegen, spielten unsere Favoritenrolle zufriedenstellend. Im Abschluss bekundeten wir aber grosse Mühe Lücken zu finden. Sie stellten alle 5 Spielerinnen in den Slot, liessen uns aussen kreisen. Wenn die Scheibe einmal aufs Tor kam wurde es schwierig auf Rebounds zu gehen. So lief die Zeit dahin und wir hatten noch nichts Zählbares. Japan hingegen hatte gerade im Powerplay die eine oder andere gute Chance vergeben. Sonst aber machten wir defensiv einen guten Job, schirmten Flo Schelling im Tor gut ab und was es zu halten gab war eine sichere Beute für sie. Aber eben, offensiv taten wir uns schwer und so trafen wir dann eher glücklich aber sicher verdient mit einer Hereingabe von der Seite aufs Tor. Die Torhüterin sah den Puck spät und liess ihn zwischen den Schonern passieren. Insgesamt hat es unsere Moral nicht gerade gestärkt, das muss man wohl so sagen.“

Dann ging’s nach Hämeenlinna wo ihr gegen Kasachstan eröffneten. 56:23 Schüsse für euch und trotzdem im Penaltyschiessen verloren. Das ruft nach Erklärungen. René wie siehst du das?
RK: „In diesem Spiel hatte Kasachstan alles zu gewinnen, wir alles zu verlieren. Kasachstan hat clever gespielt. Keinen Schönheitspreis gewonnen. Wir waren Feldüberlegen. Aber was nützt das schon. Das Gegentor zum 0:1 war schon ein Schock. Er viel aus dem nichts. Unser Motor kam nie richtig in Gang. Wir stellten uns zu umständlich an, und scheiterten an uns selber. Es gibt nichts schön zu reden. Wir waren zu verkrampft.“

Gleich am anderen Tag stand Finnland auf der anderen Seite. Wieso gab es dieses Mal kein Swiss Miracle on ice?
MF: „Nach dem verlorenen Startspiel war die Moral natürlich etwas geknickt, wir mussten das Team erst einmal darüber schlafen lassen. Am Morgen danach sah es gut aus, die Spielerinnen sahen, dass wir sogar die Gruppe noch gewinnen könnten. Fürs Spiel dann mussten wir aber auf Steffi Marty verzichten, welche sich im Kasachstan-Spiel eine Verletzung zu zog und für den Rest des Turniers ausfiel. Den definitiven Bescheid hatten wir erst gegen Mittag, also alles andere als eine optimale Ausgangslage. Steffi hat viele Bullys gewonnen und uns wertvollen Puckbesitz gesichert. Also mussten wir nochmals die Linien umstellen. Trotzdem hat das Team unglaubliche Moral bewiesen und hielt die Fahne hoch als wir auf dem Eis standen. Trotzdem gelang den Finninnen relativ früh im Spiel ein erstes Tor welches vor allem ihre Verkrampfung löste. Nur kurze Zeit später hatten wir den Ausgleich auf dem Stock nachdem wir ihre Verteidigerinnen hinterlaufen haben und alleine aufs Tor ziehen konnten. Wir scheiterten aber und der folgende Gegenstoss stellte auf 2:0. Das war absolut brutal und ebenso ihre Effizienz im Powerplay gleich anschliessend. 2 Unterzahltore mussten wir noch einstecken ehe wir das erste Tor schossen. Im zweiten Abschnitt waren wir optisch dann etwas besser als die Finninnen, trumpften auf, schossen aber das Tor nicht und so kam Finnland noch zu einem Gegenschlag und es hiess 5:1. Der letzte Abschnitt gehörte dann klar uns, Finnland aber kontrollierte den Vorsprung sicher. Wir schossen noch 2 schöne Tore, Finnland eines und so war es dann 6:3 am Schluss. Wir waren nicht schlecht an diesem Abend, aber für eine Überraschung reichte es definitiv nicht. Uns blieb nur die Gewissheit, 40 Minuten lang Unentschieden gespielt zu haben und die traurige Tatsache, in die Relegation zu müssen.“

In der Schweiz konnte man die Zusammenfassung des Finnlandspiels im Fernsehen auf SF im „Sport aktuell“ sehen. Eine grosse Tageszeitung sah euch schon abgestiegen. Es kam aber anders. Was habt ihr gemacht, dass der Abstieg doch nicht Tatsache wurde? Wie lief das Spiel gegen China mit diesem verrückten Comeback?
RK: „Die Vorbereitung der WM, resp. dann der Relegationsrunde ist das eine. Gegen China wie gegen Japan ging es in 1. Linie um das überleben. Nur das zählte. Wir hatten, wie schon in den Spielen zuvor, ein schlechtes 1. Drittel. Diese Tatsache müssen wir sicherlich analysieren. Wenn du an einer WM, in der Relegationsrunde wo 2 von 3 absteigen, nach 40’ hinten liegst geht es nicht mehr tiefer. Es gibt nichts mehr zu verlieren. Die ganze Delegation hat sich hinter das Unternehmen Ligaerhalt gestellt, und einen unglaublichen Spirit entwickelt.“

Aber da war’s ja noch nicht sicher und Japan erwartete euch ausgeruht. Wie seid ihr in das Spiel gegangen und wie hat sich der Gegner verhalten?
DH: „Natürlich wussten wir, dass Japan aus einer starken und soliden Defensive agiert. Durch die Tatsache, dass Japan nur mit einem Sieg dem drohenden Abstieg entgehen konnte, war klar dass sie vermehrt attackieren werden. Oberstes Gebot war Geduld! Körperlich war Japan im Vorteil, mental war das Momentum klar auf unserer Seite. Nach dem Erfolg gegen China, wussten wir, dass wir in der Lage sind Berge zu versetzen!“

Unglaublich. Die Chance abzusteigen war grösser als die, oben zu bleiben und ihr habt das in extremis geschafft. Gratulation! Ihr habt wieder eine Geschichte geschrieben. Aber ganz allgemein, wie war das Turnier sonst vom sportlichen Gehalt?
MF: „Unsere Spiele waren fast die einzigen spannenden. In allen anderen war die Sache nach 40 Minuten gegessen. Sportlich war es eher eine schwächere WM. Kanada gewann die Vorrunde mit 20:1, die USA mit 16:0 Toren. Auch Finnland gewann mit 13:3 Toren klar. Die sportliche Realität ist nach wie vor brutal. China und Japan gingen mit 2:19, resp. 1:11 in die Relegation. Russland bekundete Mühe mit den Japanerinnen was uns zumindest etwas stützte aber Schweden hatte leichtes Spiel gegen China, verlor dafür gegen Kanada gleich mit 0:7, Russland gegen die USA mit 0:8. Man muss sagen, es gab eine Dreiklassengesellschaft einzig dass wir nach unten spielten und sich Kasachstan eher überraschend den Platz in den Top 6 sicherten.
Fürs Turnier war das, man muss es so sagen, Gift. Zwar waren die Relegationsspiele von uns dramatisch, in der Zwischenrunde aber gähnte man sich durch die 60 Minuten. Kasachstan war (wer kann’s verdenken) mit dem Erreichten zufrieden und liess sich mit 2:17 Toren gehen. Russland sicherte sich den 5. Platz und war dann auch fertig, liess sich von Schweden gleich mit 0:8 abfertigen ohne dass diese sich ein Bein ausgerissen hätten. Man stelle sich vor, Schweden qualifizierte sich mit einem Torverhältnis von 17:0 für das Bronzespiel! In der Playoff-Runde musste Finnland dann die Segel streichen, war gegen die beiden Grossen schlicht chancenlos. Torverhältnis 0:15!
Das Bronzespiel war nach 40 Minuten auch entschieden, Schweden machte nicht den Eindruck, Finnland ernsthaft gefährden zu können. Das 4. Tor beim 4:1 von Finnland war dann noch ein technischer Leckerbissen vom Feinsten und unterstrich irgendwie die Lockerheit wie Finnland zu Bronze kam. Der Final schliesslich war sportlich sicher das beste Spiel. Ähnlich lief die erste Partie zwischen den beiden Giganten. Im Durchschnitt standen sich Spielerinnen mit 1.75 Metern Körperlänge und mindestens 73 Kilogramm gegenüber. Das ist einfach brutal. Aber sie zeigten was alles möglich wäre. Physisch ein extremer Level, schnell ohne Verschnaufpause, extrem viele Wechsel und ein unglaubliches Tempo über 60 Minuten. Wahnsinn. Die Schiedsrichterin pfiff nur 2 kleine Strafen und bescherte dem Publikum so einen Leckerbissen. Die U.S.A. haben verdient gewonnen, brachte mehr Feuer aufs Eis und profitierte vom Führungstreffer nach wenigen Sekunden.
Sportlich also eher eine enttäuschende WM, die Resultate viel zu klar. Bedenklich auch wie sich einige Teams gar nicht ernsthaft wehrten. Vor einem Jahr schlug Finnland die U.S.A., wir Schweden. Von solch grossen Überraschungen konnte man in Finnland wirklich nur träumen. Unsere Niederlage gegen Kasachstan zähle ich nicht zu den Überraschungen, denn es lag weniger an ihnen als an uns. Zudem sind das alles Profis und sollten also so ein Spiel auch gewinnen können…
Die ultradefensive Spielweise einiger Teams hat auch zum eher trüben Bild beigetragen. Aber jeder wehrt sich so wie es für ihn stimmt und das müssen wir respektieren. Fürs Frauenhockey jedenfalls war die WM keine Werbung. Nicht mit diesen Resultaten. Ich hoffe wirklich dass es nächsten Februar anders wird. Man kann nicht absteigen also sollte dieser Gedanke aus den Köpfen sein. Und meiner Meinung nach wird der sportliche Gehalt des olympischen Turniers nächsten Februar ein nicht zu unterschätzender Faktor sein, wie sich das Frauenhockey in Zukunft entwickeln wird. Noch nie wird die Bühne grösser gewesen sein wie in Vancouver wo Eishockey eines der ganz zentralen Ereignisse sein wird. Entsprechend wird auch die Wahrnehmung der Öffentlichkeit sein. Gelingt ein gutes, spannendes Turnier, so wird uns das helfen (man denke an Sportarten wie Volleyball oder Curling die dank sportlich spannender Wettkämpfe an olympischen Spielen in ein neues Licht gerückt wurden). Geht’s Richtung Steinzeitresultate, dann wird sich das IOC seine (berechtigten) Gedanken machen müssen, ob es das bringt. Aber ich bin zuversichtlich!“

In Graz lief zur selben Zeit die Division I-WM. Was habt ihr mitbekommen, wie wertet ihr den Ausgang?
RK: „Wir haben sehr viel mit verfolgt, vor allem über das Internet. Die Ausgeglichenheit in der Div. I ist schon bemerkenswert. Jeder konnte jeden schlagen. Eine Round Robin zu spielen, heisst jedes Spiel zu gewinnen. Dass es Team Germany nicht gepackt hat, ist eine grosse Überraschung. Sie haben in den letzten Monaten einige derbe Rückschläge erhalten, sie wurden unter ihrem realen Wert geschlagen. Die Frage ist, wie sie darauf reagieren werden.  Auf der anderen Seite hat die Slowakei schon das Olympia Quali Turnier gewonnen. Auch Österreich, dass hier zulanden von einigen belächelt wird, hat gezeigt wozu sie fähig sind. Lange waren sie im Rennen um den Aufstieg dabei. Frankreich ist sicher eine grosse Enttäuschung. Mit dessen Programm. Dieser Niedergang hat sich leider auch abgezeichnet.“

Was bedeutet das für die Division I-WM 2011? Dies Gruppe wird ja extrem spannend mit China, Japan, Deutschland, Norwegen, Österreich und dem Aufsteiger Lettland aus der Division II.
DH: „Erst einmal möchte ich erwähnen, wie wichtig dieser Ligaerhalt für unsere Mannschaft ist. Die Division l-WM war wohl noch nie so konkurrenzfähig, ein Aufstieg in die A-Gruppe wird immer schwieriger werden. Für das Fraueneishockey jedoch ist es gute Werbung und wird die grossen Fortschritte aufzeigen die alle Nationen in den letzten Jahren gemacht haben.“

Tschechien ist in die Division II abgestiegen. Ihre U18 hat noch in Calgary Bronze geholt. Frankreich ist abgestiegen trotz riesigem Aufwand in den letzten Jahren. Was sagt ihr dazu?
MF: „es ist schlimm, sehr schlimm. Tschechien galt als die Nation der Zukunft. Mit solch starken jungen Spielerinnen und dann das. Und Frankreich hat eine Woche Camp pro Monat, Profistaff. Und sie steigen punktelos ab. Auch das ist nicht gut fürs Frauenhockey, obwohl ich den „obengebliebenen“ das von Herzen gönne. Österreich war sogar lange im Rennen um den Aufstieg, zeigte seine Ambitionen, die Slowakei vollendete seinerseits ein perfektes Jahr. Das erinnert an uns in der Saison 2004/2005 wo auch wir uns als Aussenseiter nach Turin spielten und dann im Frühling darauf wieder in die Top Division aufstiegen. Aber so ist das Turnier, auch in Graz sind 2 relegiert worden, die Chance stand da auch bei 33%... Nun denn, die Frauenhockeywelt ist in Bewegung. Erstmals seit sehr lange kommt wieder eine neue Nation ins Turnier der Topnationen. Und hei, bis und mit 2011 werden wir dort 6 Mal hintereinander vertreten sein. Das ist super und macht mich happy!“

Uns alle, uns alle (lacht). Euer Turnier war am Donnerstag fertig, geblieben seid ihr bis am Montagmorgen. Was habt ihr denn um Himmels Willen noch gemacht?
PS: Ja da gab es einiges, was wir noch zu erledigen hatten.
Am Freitag war endlich auch mal Zeit um durchzuschnaufen, die Spielerinnen konnten sich endlich mal intensiver Pflegen lassen und ich hatte Directorates Meeting und war noch Game Supervisor des Spieles JPN – CHN und musste somit den ganzen Nachmittag in der Eishalle verbringen.
Am Samstag habe ich zusammen mit unserem Host Heikki einen Teamausflug organisiert, wobei wir dem Team nicht gesagt hatten, was wir machen werden und somit war natürlich klar, dass immer wieder die Frage kam…“Pipo, was ist Pipi Langstrumpf Teil 1“!?
Da mir Heikki erzählt hatte, dass wir am Abend in ein Restaurant gehen werden, welches ein altes schönes Holzhaus mitten in Hämeenlinna ist, welches aussieht wie wir das aus Pipi Langstrumpf kennen, habe ich den Tag eben als Pipi Langstrumpf Teil 1-3 „getarnt“.
Teil 1 war die Besichtigung einer Glasbläserei, welche für ihr Glaskunst weltbekannt ist und auch ein Museum enthält, wo wir in den Genuss einer Gruppenführung gekommen sind, gefolgt von Teil 2, welcher uns in eines der grössten Shoppingzentren Finnlands geführt hat.
Dort hatten alle die Gelegenheit Souvenirs für die Angehörigen zu kaufen und sich in der Lieblingsbeschäftigung vieler zu üben, dem Powershopping :-)
Am Abend sind wir dann vom Hotel zu Fuss ins genannte Restaurant gegangen, wo wir das Abendessen genossen haben, war doch die Auswahl am Buffet der Hotels immer ein wenig eintönig und es hatten es alle sichtlich genossen, einmal ein richtiges gutes Stück Fleisch essen zu können.

Wie war euer Hotel in Hämeenlinna, das haben wir ja gar noch nicht gefragt!!?
PS: Das Hotel war bestens, eben Buffet am Morgen und Mittag und Abend immer etwa dasselbe und sonst aber alles da was wir gebraucht hatten, auch wenn die Platzverhältnisse teilweise sehr eng waren, da wir zusammen mit den Teams USA, CAN, FIN und SWE in diesem einquartiert waren.
Dabei haben natürlich die kleinen Schweizer auch die kleineren Zimmer erhalten aber auch damit haben wir gerechnet und somit war dies auch keine Problem für uns und wir haben uns entsprechend eingerichtet.

Man sieht auch einmal in einem Linienbus fahren auf den Fotos. Hattet ihr keinen Car?
PS: Doch doch, der Linienbus war aber auch super, denn dieser war gratis ;-)
Nein im Ernst….der Shuttle Service wurde vom Veranstalter organisiert und mit einer Ortsansässigen Firma gemacht, welche eben neben Reisecars auch einen Teil des öffentlichen Verkehrs in Hämeenlinna abdeckt und so kamen neben Reisecars eben auch Linienbusse zum Einsatz, welche aber natürlich nicht als Linienbus, sondern als Teambus operiert hatten.
So kam es eben, dass manchmal ein Reisecar und manchmal eben ein Linienbus für den kurzen Transport von und zur Eishalle zur Verfügung stand.

Aha, so ist das. Alles klar. Ihr werdet schon bald wieder zusammenkommen, eine lange Verschnaufpause gibt es nicht. Was steht als nächstes an, was macht ihr grundsätzlich in den 9 Monaten bis zum nächsten grossen Event?
RK: „Zunächst gilt es, die WM in Ruhe zu analysieren. Welche Ausbildungsschwerpunkte wollen und müssen wir setzen. Verglichen mit anderen Nationen haben wir – wenn überhaupt – nur 1/3 der Verbandstage. Nun, wir müssen mit dem arbeiten, was wir haben. Müssen aber entsprechend auch unsere Erwartungen und Zielsetzungen relativieren. Das sind einfach die Fakten. Wir durften Olympia in Turin zu erleben. Wir haben erlebt, was in Kanada an einer Eishockey EM abgeht (Winnipeg 07). Wir ahnen nur, was die Kombination Olympia und Kanada bringt. Das wird unglaublich werden. Darauf versuchen wir uns vorzubereiten. Konkret heisst das, dass wir ab Mai 09 monatliche Zusammenzüge haben. Ab September 09 mit Länderspielen oder Turnieren. Sei es in der Schweiz oder im Ausland. Ab dem Dezember wird die Intensität sicher höher werden. Die Saison wird für alle im Fraueneishockey involvierten eine grosse Herausforderung. Sie birgt aber auch Chancen. Nur gemeinsam können wir diese nutzen.“

Das ist spannend, viele Länderspiele also. Sind die Gegner bewusst so geplant?
MF: „Ja. Es wird unseren Saisonplan unterstützen und das Team langsam an die Pace der olympischen Spiele heranführen. Dabei streben wir den optimalen Mix zwischen den Stärken der Teams an. Wir werden nicht den Fehler machen nur gegen die Top 6 der Welt zu rennen und dabei vergessen, wie es ist, ein tiefer klassiertes Team zu spielen. Aber, wir werden den Vergleich mit den Grossen brauchen um zu sehen, wo wir im Hinblick auf die Herausforderung Vancouver stehen.“

Merci. Ein grosses Interview zur kommenden Saison folgt dann nach dem Kick-Off in Magglingen. Jetzt wollen wir einmal die WM abschliessen. So hat jeder von euch ein Schlusswort zum vergangenen Turnier. Was hat euch am meisten bewegt und was war die lustigste Episode in Finnland?
PS: Also extrem bewegend für mich war natürlich das Spiel gegen China, wo das Team nach dem 4:1 Rückstand im letzten Drittel ganz gross zurückgekommen ist!
Ich habe mich auf der Tribüne heiser geschrien und dann nach gewonnenem Penaltyschiessen mit etwas feuchten Augen erleichtert in den Garderobengang zurückgezogen.
Am lustigsten war sicherlich das gemeinsame Abschlusstraining mit Spiel am Freitag, wo alle einmal die Rollen getauscht hatten, mit Feldspielerinnen im Tor, Torhüterinnen als Stürmerinnen und sowohl Medical Team wie auch Materialwart in die Ausrüstung geschlüpft sind und sich als Kufentiger versucht haben :-)
RK: „Mich hat vieles bewegt. Wie die Mannschaft gegen China nach 40 Min. buchstäblich am Boden lag, und dann wieder aufgestanden ist. Das war schon enorm. Keiner (ausser uns) hätte auch nur einen Cent auf uns gewettet, die Headlines waren schon getippt, und dann gehen unsere Spielerinnen da raus und drehen es noch. Und dann nur 24h später gegen Japan. Wir haben wieder Geschichte geschrieben, und werden davon profitieren können!
Lustig: Das Lachen ist uns nie vergangen, auch wenn die Anspannung schon sehr gross war.“
MF: „Bewegt haben mich die 5 Tage zwischen dem Kasachstan-Spiel und der erfolgreichen Abwendung des Abstiegs. Gerade als es am Wichtigsten war hat die ganze Delegation am meisten zusammen gehalten, sich gestützt und das Team in den Vordergrund gestellt. Viel mehr als sonst noch. Das macht mir immer noch Gänsehaut!
Lustig: ja das war Vieles im Nachhinein (lacht) aber die Handys der Coaches haben an dieser WM wohl am meisten gelitten. Im Gegensatz zu Renés geht meines noch ;) (lacht).“
RK: „Hei! Übrigens habe ich wieder ein Handy, und das ist noch lauter als das Alte!“ (triumphiert lachend)
MF: „ou naaiiii!“ ;)
DH: „Mich bewegte als Torhütercoach natürlich das Verhalten meiner Torhüter in dieser brenzligen Situation. Das gegenseitige stützen, aufbauen und Mut zu sprechen.
Am lustigsten war für mich jeweils das Aufwärmen vor den Trainings. René, Michi und ich spielten immer Football in den Katakomben der Eishalle. Bald einmal wurden in unser Aufwärmen sämtliche Passanten mit eingebaut, seien es Offizielle, Coach anderer Nationen, Kameramänner oder unser Arzt usw. Dabei passierten doch einige Missgeschicke :) .“

Merci villmool für eure Zeit, nochmals herzliche Gratulation zum Resultat und bis bald in der neuen Saison!