Schlussinterview mit dem Nati Staff

Es sind bereits wieder über 3 Wochen vergangen, seit in Zürich die erste WM in der Schweiz zu Ende ging. Die U.S.A. gewannen Gold während Gastgeber Schweiz den 6. Platz belegte. Zeit also, mit dem Staff der A-Nati die intensiven letzten Monate wie auch die WM Revue passieren zu lassen.

Jungs, seid ihr überhaupt schon fit genug für ein Interview?
Philipp Steiner, Teammanager (PS): Solange wir noch auf den eigenen Beinen stehen können stehen wir gerne auch Red und Antwort ;-) Im Ernst, es war wiederum eine sehr intensive Zeit und für mich noch intensiver als im Ausland!
Gleich nach Ende der WM hatte ich mich im Geschäft wieder voll einzusetzen, damit ich die anstehenden Pendenzen durch die Abwesenheit wieder aufholen konnte und nach einer guten Woche im Büro in der Schweiz stand eine Woche in unserem Betrieb in Lettland an, wo ich Mitarbeiter zu schulen hatte.
Jetzt kann ich mich dann daran machen jeweils an Feierabend und an Wochenenden die Nacharbeit der WM zu beginnen. Da gibt es doch noch recht viel zu erledigen.
René Kammerer, Headcoach (RK): „Ich bin mental noch sehr müde. Diese WM, diese Saison hat mich stark mitgenommen. “
Michael Fischer, Assistant Coach (MF): „Nun, wie meine Vorredner schon gesagt haben, es zehrt enorm und du merkst erst wenn du zu Hause bist, wie müde du bist. Aber ich erhole mich gut und denke ich kann noch eine Frage mehr beantworten (lacht).“
Daniel Hüni, Assistant Coach (DH): „Merci, es geht so. Bei mir hat sich beruflich eine Veränderung ergeben und ich bin schon voll drin. Eine Pause hat es also nicht gegeben.“

Wunderbar, dann legen wir also los. In der Vorbereitung habt ihr 4 Turniere gespielt, davon 3 gewonnen und in jenem Turnier welches die Ausnahme bildete habt ihr Finnland zum ersten Mal in der Geschichte geschlagen. Hand aufs Herz, mit welchem Gefühl bist du in die WM gegangen?
RK: „Mit gemischten. Die positiven überwiegten allerdings klar. Auf der einen Seite wusste ich, was die Gruppe zu leisten imstande ist. Auf der anderen Seite war bekannt wie Schmal der Grat ist. Details werden entscheidend sein. Den Druck, den ich mir selber auferlege war schon da, du willst die Spiele gewinnen. “

Also keine Euphorie aber das Wissen dass es geht, auch mit verschiedenen Aufstellungen?
MF: „Ja, Freundschaftsspiele und –turniere heissen noch gar nichts. Wir haben ja Russland erst im April gespielt und gesehen haben wir sie im Januar in Kreuzlingen zum ersten Mal. Schweden stand uns nie gegenüber, erst an der WM im Ernstkampf.
Wir wussten, dass wir auch in verschiedenen Formationen Erfolg haben können. Aber wenn die WM kommt, dann ist (fast) alles anders.“

Ihr seid die ganze Saison meistens in Rückstand geraten und habt euch zurück gekämpft. Wie erklärst du dir das?
DH: „Es ist etwas, was wir aufarbeiten müssen. Einerseits ist die Moral der Mannschaft extrem und das Selbstvertrauen war immer da, dass wir uns zurückkämpfen. Aber dass es wirklich meistens der Gegner war der das erste Tor schoss, das muss uns beschäftigen. Andererseits haben wir wenig Gespür bekommen, einen Vorsprung einmal zu halten und auszubauen.“

Muss man dies in die neue Saison nehmen und daraus lernen? Oder war das eine Häufung von Zufällen?
RK: „Bereits bis zur WM selber hat das Team gelernt. Die Spielerinnen waren zu Beginn der Matches immer bereit. Für die neue Saison muss die Schweiz die vergangene Spielzeit auswerten, sich Gedanken über die WM machen, und daraus die Lehren ableiten und umsetzen. “

Ok, schwenken wir rüber zur WM: Wie hast du die Vorbereitung erlebt, wie denkst du wurde das Turnier insgesamt gemanagt?
PS: Organisatorisch war alles sehr gut erledigt worden und die Helfer ums OK waren alle sehr nett und zuvorkommend.
Für mich persönlich war vieles aber doch recht intensiv, weil wir in der Schweiz waren.
Nein ich spreche nicht vom Heimnachteil, nicht dass meine Aussagen so interpretiert werden!
Wenn Du eine WM irgendwo im Ausland spielst, dann hast Du einen Host welcher Dir viel Arbeit abnehmen kann.
Das Medieninteresse ist um ein Vielfaches kleiner, was absolut positiv ist aber eben auch sehr intensiv für mich um alles im Griff zu haben.
Leider hatte ich keinen Host zugeteilt bekommen, mit der Begründung Du kennst ja alles.
Ja das ist so, nur scheint nicht bewusst zu sein was ein Host so alles erledigt für ein Team im organisatorischen Bereich.
Eigentlich hatten wir mal vereinbart, dass ich die Medientermine nicht auch noch betreuen soll an der WM, doch auch dies musste ich schnell zur Kenntnis nehmen, dass Alex Keller nicht wie ich angenommen hatte sich um unsere Medientermine kümmert sondern der Medienverantwortliche der gesamten WM war und somit doch am Ende alles bei mir hängenblieb.
Alles in Allem also würde ich sagen gut gemanagt war die WM.
Für mich persönlich hiess es wieder mal 4 Ämter gleichzeitig zu erfüllen und dies ist einfach ein Ding der Unmöglichkeit, wenn Du selbst den Anspruch hast alles möglichst perfekt zu erledigen.

Ihr wart im Banana City untergebracht. Wie hat es euch da gefallen?
PS: Im Vorfeld musste ich immer mal wieder hören was nicht geht und da war ich teilweise doch recht genervt. Eben, stell Dir vor Du bist Teammanager, Medienmanager, Busfahrer und Host in einer Person, dann bist Du einfach darauf angewiesen, dass Du eine Anfrage machen kannst und dann wird umgesetzt.
Ich habe mich dann bei der Zimmerverteilung zusammen mit Michi frühzeitig auf den Weg nach Winterthur gemacht, damit wir die Einteilung so machen konnten wie wir uns dies vorstellen.
Mit dem Gedanken die nächsten Stunden Betten aus Zimmern zu demontieren und in anderen wieder aufzustellen  machten wir uns also auf den Weg.
Im Hotel angekommen dann wieder „ja das geht nicht“ Antworten, welche ich einfach mal begonnen habe zu ignorieren.
Am Ende haben wir dann die Sache selbst in die Hand genommen und mussten lediglich zwei, drei Betten von einem Zimmer in ein anderes stellen und alles was als unmöglich erklärt wurde war kein Problem mehr.
Ab da war dann soweit alles in Ordnung und es hat uns im Banana City sehr gut gefallen und auch die uns zugeteilten Räumlichkeiten waren super!

Jetzt die Frage die kommen musste: hattet ihr einen Heimvorteil oder wog der Druck schwer?
RK: „Beides. Ich habe mich früh mit Teams befasst, die schon Heim WMs bestritten haben. Auch in anderen Sportarten. Als Gruppe haben wir uns auch früh mit der Situation befasst, so dass wir sie dann mehrheitlich geniessen konnten.  Die Zuschauer in an unseren Games haben uns unglaublich unterstützt. Das war schon toll! Das war sicher einer der Vorteile in Winterthur. In Zürich kam dieser Effekt nicht mehr ganz rüber. Aber da haben auch wir unseren Beitrag zu leisten.
Dass es Momente geben wird wo einzelne abschweiften, war mir bewusst. Für die Games war die Mannschaft als Ganzes immer bereit. Ein Kompliment an die Gruppe.
Klar war Druck da, zum einen sportlich. Resultate waren/sind gefragt. Daneben aber auch der Druck, immer für alle da zu sein. Es allen recht zu machen. Da sind wir von der Mentalität her schon eher anfällig. Wie gesagt, die Gruppe hat das zum grössten Teil hervorragend gemeistert.“

Wie warst du zufrieden mit dem was ihr angetroffen habt? Vor und während dem Turnier?
RK: „Persönlich war ich sehr zufrieden. Wir hatten beste Voraussetzungen für gute Leistungen. Danke an alle, die das möglich gemacht haben. Die vielen Helferinnen und Helfer hinter und auch vor den Kulissen.
Manchmal sind wir als Schweizer etwas zu brav, das zeigte sich ein- zweimal.  Zudem war sicher Pipo viel stärker mit dem organisatorischen belastet als ich. “

Das Startspiel war ausverkauft. Trotzdem habt ihr gegen Kanada zweistellig verloren. War das ein Schock?
MF: „Nein, eigentlich gar nicht. Wir haben den Spielerinnen vor dem Spiel gesagt dass es heute nicht um den Gegner geht sondern alleine um sie. Wir wussten genau dass es für das Team der grössere Challenge war, vor knapp 3000 Leuten zu spielen welche ausnahmsweise (fast) alle für sie schreien würde, als den Gegner in Schach zu halten. Das war die grösste Kulisse bis dahin ever und das in einem Hexenkessel. Nein, wir waren sogar froh, dass wir im ersten Spiel nicht gewinnen mussten denn wir alle denke ich mussten uns zuerst an das gewöhnen was wir da sahen.“

Nur 24 Stunden später ging es weiter. Finnland. Und ein weiteres „Wunder“, wenn ich dem so sagen darf. Ein 2:1 in der Overtime. Die Halle stand Kopf. Irrsinn. Erzähl uns davon!
RK: „Wir waren/sind überzeugt davon, die Finnen eines Tages an einem Grossturnier zu schlagen. Zudem war es ein klarer Auftrag der Presse, nach dem Erobern der Herzen auch einmal sportliche Resultate zu liefern…
Die Mannschaft hat den Gameplan perfekt umgesetzt, eine gute Torhüterleistung, fantastisches Publikum. 
Das war für das Fraueneishockey in der Schweiz ein Big Point, auch wenn wir nun die ganze Geschichte dieser Kampagne kennen. Die Gefahr besteht nun allerdings, dass wir denken, was wir tun reicht ja. Solche Siege sind sehr hart erarbeitet, und keine Selbstverständlichkeit.

Das dritte Vorrundenspiel war dann ein Pflichtspiel. Gegen Kasachstan, welches euch vor  zwei Jahren in die Relegationsrunde schoss. Brauchte man da noch zu motivieren? Wie habt ihr das Spiel erlebt?
DH: „Ich muss ehrlich sagen, da gab es nicht viel zu motivieren, eher, es in den richtigen Bahnen zu halten. Jede wollte Hämeenlinna vergessen machen und hat dafür ihr Bestes gegeben. Wir haben den Gegner auch gut analysiert und eingeschätzt. Somit waren wir gut für das Spiel gerüstet und haben wenig Zweifel am Sieger gelassen.“

Eure Dankeschön-Aktion am Schluss. Da standen die Buchstaben verkehrt herum. Was war denn da los bitte?
DH: „Jaja, du bist nicht der Erste (lacht). Es kam plötzlich eine Hektik auf und die Spielerinnen organisierten sich auf dem Eis wer wo stehen musste. Nur sie begannen die Buchstaben auf die andere Seite als vorgesehen zu halten und dann war es natürlich rückwärts geschrieben. Jänu, sympathisch auf jeden Fall.““

Ahaa! Nun denn, ihr wart für die Viertelfinals qualifiziert, die Relegation war abgewendet. Kam jetzt Druck auf. Druck, in die Halbfinals zu kommen?
RK: „Druck ist das falsche Wort. Wir selber wollten jedes Spiel gewinnen. Wir wollten beweisen, dass wir mit den Grossen mithalten können.  Wir wussten und wissen auch, dass wir die Russen schlagen können. Wir haben ein ganz hartes Spiel erwartet, waren uns aber unterbewusst vielleicht auch zu selbstsicher. “

Der Viertelfinal selbst war dann schon etwas verrückt. Ich weiss, du musstest diese Frage sicher schon zig Mal beantworten. Wie hast du das Spiel erlebt?
RK: „Zunächst überwiegt natürlich die grosse Enttäuschung. Wir haben ein ganz hartes Spiel erwartet. Plötzlich liegst du mit drei Toren in Front. Klar hatten die Russen schon vorher Chancen, wie wir auch. Bis weit in das letzte Drittel hatte ich ein absolut gutes Gefühl. Alles lief wie nach Plan. Dann schlichen sich kleine Unzulänglichkeiten ein. Wir haben die Arbeit nur noch zu 98 % konsequent  durchgezogen, haben dem Gegner etwas gegeben. In Form von Scheibenverlusten, Chancen, Strafen usw. Wir wollten es zu gut, zu schön machen. Dazu noch ein Eigentor. Über rund sieben Spielminuten waren wir völlig blockiert. Und schon mit 3:4 im Rückstand, und plötzlich ging es wieder. Dann die Overtime, wir hatten den Matchpuck auf dem Stock. Im Gegenzug fangen wir sie, durch ein Eigentor. Das zweite an diesem Abend. Bitter, sehr bitter. Wir hatten es in den eigenen Händen. Ich mache mir selber grosse Vorwürfe!“

Wie ging es euch am anderen Tag. Was habt ihr mit der Situation gemacht?
MF: „Nun ich muss wohl nicht ins Detail gehen wenn ich dir sagen dass es allen ziemlich besch… ging. Ich persönlich hatte körperliche Reaktionen, tausende Gedanken, Fragen. Wir haben uns nach dem Frühstück getroffen und gemeinsam mit dem Team über das Vorgefallene geredet, in Gruppen aufgearbeitet und viel wichtiger, uns auf das nächste Spiel versucht einzustimmen. Schliesslich ging es noch um Platz 5 im Turnier und der Gegner war nicht irgendjemand sondern Schweden. Am Nachmittag gingen wir trainieren und am Abend auswärts essen um die Köpfe frei zu kriegen. Das ist, denke ich nicht schlecht gelungen.“

Das Spiel um Platz 5 ging bis ins Penaltyschiessen. Von einem Kehrausspiel kann keine Rede sein. Schweden schoss über 70-mal auf euer Tor, ihr hattet dafür 3 Stangentreffer. Das Spiel hätte auch für euch ausgehen können. Wie lief das Spiel und hadert man da nicht auch mit dem Schicksal?
DH: „Ich gestehe einen gewissen Frust ein, nach zwei so engen Spielen beide Male als Verlierer vom Platz zu müssen. Und ja, wir haben viele Schüsse auf’s Tor bekommen. Aber das wussten wir alles von Beginn weg. Trotzdem hat es nicht gereicht, den Sieg zu holen. 3 Stangentreffer alleine in der entscheidenden Spielphase am Schluss und in der Overtime.
Aber, wir haben gegen Schweden mitgespielt, haben uns nicht versteckt. Haben viele und schöne Chancen kreiert. Die Schusszahl basiert auch aufgrund der nicht wenigen Strafen auf beiden Seiten. Schlussendlich war es ein offenes und spannendes Spiel. In der Art vor wenigen Jahren noch nicht denkbar. Also auch ein wenig Stolz, doch.“

Es kam zum erwarteten Final zwischen den U.S.A. und Kanada. Dahinter holte Finnland gegen Russland Bronze. Beide Spiele gingen ebenfalls in die Verlängerung. Was schliesst du daraus?
MF: „Beide Partien waren spannend anzusehen. Einmal war Finnland zwei Drittel lang wirklich überlegen, liess keine Zweifel aufkommen. Und dann kommt Russland abermals zurück, holt das 0:2 auf und hat sogar zwei Matchpucks am Ende des Spiels. Dann aber in der Verlängerung gelingt ihnen nichts mehr, beim Siegtreffer liegen sie völlig erschöpft zu dritt auf dem Eis! Schon verrückt. Aber ein Zeichen, dass die Ränge 3-6 extrem eng aneinander waren und mit ein wenig Wettkampfglück anders verteilt hätte die Rangliste auch total anders aussehen können. Es zeigt auch, dass zwar die Distanz zu den Nordamerikanerinnen nicht kleiner geworden ist, sich jedoch neu fast alle Top Europäer gegenseitig schlagen können an einer WM. Das macht Mut und ist gerade für uns eine schöne Erkenntnis, nun nicht nur dabei zu sein sondern richtig mitgespielt zu haben. Und das mit einem sehr jungen Team.
Bei U.S.A. – Kanada hatte ich den Eindruck dass die Amerikanerinnen schneller und agiler waren, zudem technisch die feinere Klinge führten. Kanada trumpfte mit einer enormen Athletik. Dass es eng wurde zwischen beiden Teams liegt sicher an der Rivalität, andererseits auch daran dass sich beide enorm gut kennen. Kleinigkeiten haben am Schluss entschieden. Die Tore waren Klasse und am Schluss gewann die U.S.A. etwas glücklich aber sicher verdient. Ich denke, den Zuschauern wurde das gezeigt was im Frauenhockey möglich ist und wo die grossen Unterschiede zum Rest der Welt sind.“

Kasachstan ist abgestiegen. Man hat euch beim zweiten Spiel gesehen. Was hast du gesehen?
RK: „Nach unserer WM konnte ich nicht einfach so in einem Hotelzimmer sitzen. Ich musste raus, und in Ruhe ein Spiel anschauen. Ein Spiel wo es um alles ging. Allerdings habe ich mir nicht allzu grosse Gedanken zum Geschehen auf dem Eis gemacht. Zu viele Gedanken sausten durch meinen Kopf.“

Die WM war grundsätzlich ein Erfolg. Die teilnehmenden Nationen waren zufrieden bis begeistert, es kamen über 28‘000 Fans. Wie siehst du das? Wie sieht die Bilanz aus deiner Sicht aus?
PS: Ja in der Tat war es ein Erfolg! Was schade war ist nun aber auch die Tatsache, dass die WM nur in der Region Zürich publik gemacht wurde und das hätte nie passieren dürfen, denn eine solche Chance in der gesamten Schweiz Werbung fürs Fraueneishockey zu machen wird wohl nie mehr kommen!
So wurden zum Beispiel Schulklassen zu den Spielen eingeladen und dies aber nur im Kanton Zürich. Eine unser Nationalspielerinnen hat mich gefragt, ob es möglich sei dass ihre Schulklasse zum Kanada Spiel kommen könne und Tickets erhalte.
Selbstverständlich habe ich diese Anfrage sofort ans OK weitergegeben und als Antwort erhalten, dass eigentlich nur Schulklassen aus dem Kanton Zürich mit Tickets versorgt werden.... Dann habe ich gedacht ok, dann gehen wir den Weg über OBI, welcher ja Gratistickets verteilt hatte wenn man einen Talon ausfüllt.
Da musste ich aber feststellen, dass dies nur die OBI Filialen in Volketswil und Bülach betrifft und somit auch dies konzentriert auf den Kanton Zürich.
Dank Christine Meier, welche sich zur Verfügung gestellt hatte sämtliche Tickets für uns in Bülach abzuholen waren wir dann am Ende doch noch in der Lage die Schulklasse aus dem Kanton Luzern mit Tickets zu versorgen.
Ich bin überzeugt, dass noch mehr möglich gewesen wäre, wenn die WM im ganzen Land publik gemacht worden wäre aber eben.....
Wir hatten auf jeden Fall eine sehr schöne Zuschauerkulisse und haben so denke ich beste lokale Werbung gemacht.

René, deine WM-Bilanz – aus sportlicher Sicht?
RK: „Minimalziel erreicht. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dieses Land ist auch 2012 in der Top Division. Ein wichtiger Schritt für Sochi 2014.
Eine Hervorragende Vorrunde. Ok, gegen Kanada haben wir etwas gar alt ausgesehen. Aber gegen Finnland und Kasachstan waren es begeisternde Matches. Wir haben unsere Spiele durchgezogen, und gezeigt wozu die Schweiz fähig ist. Gerade gegen Kasachstan war die Ausgangslage schwierig. Wir haben – eben Kanada ausklammern – gegen alle Gegner mitgespielt. Wir haben nach vorne, offensiv agiert. Nicht dieses hinten rein stehen, und hoffen, dass es gut kommt. Nein, die Schweiz hat Druck erzeugt, war oft gleichschnell oder schneller als die Gegner. Sicher haben wir Verbesserungsmöglichkeiten. Sowohl unser Power- und erst recht unser Boxplay war ungenügend. Auch oder gerade im Russlandspiel war das ein Killerkriterium. Da gibt es nur wenig Ausreden. Was ich gelten lasse ist, dass wir kaum gegen die grossen Nationen spielen können in der Vorbereitung.
Weiter müssen wir auch sehen, dass keiner mehr die Schweiz unterschätzt. Die wissen alle, dass wir was können. Nationen, die noch vor ein paar Jahren dachten, gegen die Eisgenossen schone ich die Besten. Diese Zeiten sind vorbei. Im Gegenteil. Was einmal Absicht war ist eingetreten, gegen die Schweiz spielen zu müssen ist sehr unangenehm. „Die sind schnell, die sind frech, die riskieren was usw. „
Bilanz? Ich bin enttäuscht, enttäuscht über mich! In den entscheidenden Minuten dieser WM habe ich es nicht verstanden, dem Team genügend zu helfen.“

Dani?
DH: „Ich kann René beipflichten. Wir dürfen nicht zufrieden sein, müssen aber auch ienmal zur Seite stehen und von aussen betrachtet sagen, dass diese WM genauso gut in die andere Richtung hätte gehen können. 7 Minuten haben uns viele gekostet, den Rest der schlussendlich knapp über 300 Minuten waren wir dran. Nahe dran! Kein Grund für Trübsal aber eine Motivation für die Zukunft der Schweizerinnen!“

Michi?
„Kurz zusammengefasst bin ich 50% enttäuscht - auf hohem Niveau! Und 50% mega stolz auf das Team und was es geleistet hat an dieser WM. Vor Jahren undenkbar ist heute Realität: Wir spielen wirklich an der Weltspitze mit!“

Pipo, was denkst du, wird das Frauenhockey eine Nachhaltigkeit zur WM erleben?
PS: Ich hoffe es! Wobei es jetzt wohl darum geht das Ganze Grossflächig zu beackern, damit auch der Rest der Schweiz mit dem „Produkt“ Fraueneishockey in Berührung kommt.
Ebenso ist es früher oder später unabdingbar, dass beim Verband Jobs geschaffen werden, um einen Schritt weiter zu kommen.
Finnland hat es uns vorgemacht!
Dort haben sie seitdem sie Stellen geschaffen haben die Anzahl Lizenzierungen enorm zugenommen.
Sie haben innerhalb drei Jahren von 2000 auf nun gut 5000 lizenzierter Frauen und Mädchen aufstocken können, da sie Mittel und Zeit darin investiert haben und nur so geht es.
Du musst mit allen Regionen und mit allen Clubs Gespräche führen und ihnen aufzeigen, was sie davon haben, wenn sie auch Mädchen in ihren Nachwuchsteams einbauen und aktiv fördern.
Dieses Bewusstsein ist leider nicht da und kann nur mit Gesprächen und Projekten gefördert werden.
Dazu brauchst Du aber viiiiiel Zeit und genau diese haben wir nun mal nicht..... leider....

Nachhaltigkeit = Zukunft. Ein paar Worte zur neuen Saison und dem etwas anderen Jahresprogramm?
PS: Zukunft? Hmmm... also es wird weitergehen, mit Sicherheit. Ich habe mich nun die letzten fast 20 Jahren in verschiedenen Funktionen fürs Fraueneishockey eingesetzt.
Habe Höhen und Tiefen erlebt aber im Ganzen ist es doch enorm, wie sich dieser Sport entwickelt hat und sich hoffentlich auch in der Schweiz weiter entwickeln wird.
Leider ist es aber eben auch so, dass ich immer wieder erlebe wie sich Einzelne verhalten und versuchen andere kaputt zu machen, um sich selber zu stärken und das geht mir persönlich sehr an die Nieren.
Ebenso müssen wir uns immer wieder irgendwelche Vorwürfe anhören, welche teilweise mehr als nur dumm sind und auch dies ist nicht immer sehr lustig einzustecken und gleichzeitig wieder mit voller Energie weiterzumachen.
Fehler passieren und das soll auch so sein und wenn Kritik konstruktiv ist, dann können alle davon profitieren und lernen. Was aber bei uns teilweise im Hintergrund abgeht ist schon sehr bedenklich und es liegt schlussendlich an den Spielerinnen sich zu entscheiden was sie wollen und dabei auch bedenken, dass es auch nach ihrer aktiven Karriere Fraueneishockey geben sollte.
Ob ich die Zukunft mitgestalten werde lasse ich jetzt mal noch im Raum stehen. Das Programm steht aber in Grundzügen und sollte organisatorisch umgesetzt werden.
Der internationale Verband hat ja ein Programm gestartet mit dem Ziel, die Lücken zwischen Nordamerika und dem Rest der Welt zu verkleinern. Kernpunkt sind Development Camps, einerseits mit High Level Trainingscamps mit den Spielerinnen aus den Top 8-10 Nationen oder andererseits neue Turniere welche stufengerecht Teams die Möglichkeit gibt gegen Mannschaften aus höheren Weltrangierungen zu spielen. Dieses Programm greift für die Top 16 der Welt, welchen man primär die grössten Chancen zurechnet, sich für die olympischen Spiele zu qualifizieren.
Somit haben wir weniger, dafür zT längere Zusammenzüge. Gut möglich, dass man die Nati nur im Februar 2012 in der Schweiz spielen sieht. Das aktuelle Programm ist auf der Homepage aufgeschaltet.

Zum Schluss noch ein letzter Satz zur WM!
RK: „Wie gesagt bedanke ich mich bei der SIHA, dem OK und allen Verbänden, die diese WM möglich gemacht haben. Vor den Zuschauern ziehe ich den Hut! Die Spielerinnen haben das genossen! Sie haben es auch verdient. Unterstützt sie weiterhin. “
MF: „Mir bleibt der tief verbundene Dank an das OK, den Verband, die WM-Städte Winterthur und Zürich und natürlich an alle Fans die gekommen sind und uns so toll unterstützt haben. Merci und – bis bald!“
DH: „Wir durften einmal mehr Unvergessliches erleben. Dafür allen ein riesengrosses Dankeschön, welche das möglich gemacht haben.“
PS: Vielen Dank den Fans welche uns wirklich extrem gut unterstützt hatten und auch den Medien, welche durchwegs positive Berichterstattung gemacht hatte.
Speziell möchte ich mich an dieser Stelle bei Urs und Doris Aebli bedanken! Wir haben Euch leider bis jetzt noch nicht persönlich getroffen oder dann unbewusst aber ihr habt vor und nach JEDEM Spiel eine Nachricht gesendet und ich kann Euch sagen, dass diese auch in schwierigen Situationen für uns alle (Team und Staff) Kraft gegeben hatte. DANKE! Ihr werdet noch von mir hören, damit ich mich im Namen des gesamten Teams bei Euch mit einer kleinen Überraschung bedanken kann.

Jungs, vielen Dank für das Interview und geniesst jetzt mal etwas Ruhe!