Grosses Interview zum Mountain Cup Dezember 2009

mit den Trainern der A-Nationalmannschaft

Bereits zum zweiten Mal findet in diesem Kalenderjahr der Mountain Cup in Romanshorn statt. Für die Schweizer Nati beginnt der Endanflug auf die olympischen Spiele. Die Spannung steigt.
Zeit also, mit den Trainern der Nati das Gespräch zu suchen und ihnen ein paar Fragen über den Mountain Cup und die sportlichen Ziele im Dezember zu stellen

Frauennati.ch: René, die Phase 3 wurde von euch eingeläutet. Sag uns mehr dazu.
René Kammerer, Head Coach (RK): Wir haben die Saison in mehrere Phasen eingeteilt. Jeder Teil beinhaltete ein spezifisches Endziel, das wir erreichen wollten. Diese Ziele waren sportlich und administrativ. Zwei Teile sind abgeschlossen, die darin enthaltenen Hauptziele haben wir mehrheitlich erreicht. Im kommenden 3. Teil geht es nun darum, dass entgültige Kader zu definieren, sowie – was bis anhin kaum möglich war – Automatismen und gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Das im sportlichen Bereich. In den administrativen Themen werden wir Vancouver und das Eishockeyturnier konkretisieren.

Das heisst, es geht in den Endspurt um die Plätze im Team und um die sportliche Vorbereitung für Vancouver?
RK: Ja, auf jeden Fall. In knapp 2 Monaten fliegen wir. Im letzten Pre Camp in Kanada holen wir uns den entgültigen Schliff, doch die Grundsteine sind gelegt. Das Fundament ist da, auch wenn das vielleicht noch gar nicht alle so realisieren.  

Ihr spielt in Romanshorn unter anderem gegen die Slowakei, einen eurer Olympiagegner. Was gibt es zum sportlichen Line-up des Mountain Cup zu sagen?
Michael Fischer, Assistant Coach (MF): auch in der dritten Ausgabe haben wir interessante Gegner in die Schweiz holen können. Angeführt von Titelverteidiger Österreich, welche uns bisher in zwei Spielen am Mountain Cup zweimal geschlagen haben über Kasachstan, welche uns an der WM im April geschlagen haben zu der Slowakei, dem Team der letzten Saison. Österreich hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht und hat sich in der Top 15 der Welt festgesetzt. Ihr erster Block hat internationales Potenzial das jeden Gegner herausfordert. Sie haben eine hohe taktische Disziplin bewiesen in unseren beiden Begegnungen und aus einer sicheren Defensive mit ihren ersten beiden Blocks Druck erzeugt. Ich freue mich riesig auf die 3. Auflage unseres Aufeinandertreffens.
Kasachstan (= Aisulu Almaty) ist ebenso ein Dauergast in Romanshorn. Wir konnten zwar meist gewinnen, haben aber wie allgemein bekannt in Hämeenlinna gegen sie nach Penaltyschiessen verloren. Wenn ihre Torfrau gut drauf ist und ebenso gut abgeschirmt wird, dann ist es auch für Top4-Nationen schwierig eine Lücke zu finden. An diesem Umstand sind wir auch gescheitert in Finnland. Aber wir werden einen Lerneffekt zeigen, davon bin ich überzeugt.
Schliesslich die Slowakinnen. Sie haben gem. IIHF.com eine „Cinderella-Story“ geschrieben letzte Saison und sind aus den Niederungen der Ranglisten direkt ins gleissende Scheinwerferlicht gestiegen. Nach dem Sieg zweier Olympia-Qualiturnieren im Herbst 2008 sind sie im Frühling 2009 in Graz gleich auch noch aufgestiegen. Zu verdanken hatten sie as vornehmlich einer ausgezeichneten Torhüterin, einem starken ersten Block und der ansteckenden Spielfreude die sie damals, als wir sie in Bad Tölz sahen, gezeigt haben. 

Zuletzt habt ihr die Slowakei am Halloween Cup geschlagen. Seid ihr in Romanshorn auch die Favoriten?
MF: Nun gut, dieses Resultat steht vor dem Makel dass weder wir noch die Slowakei komplett antraten. Wenn ihr Goalie dabei ist und der erste Block komplett ist, dann sehen wir die Slowakei erstmals richtig. Wir wissen das Resultat von Prievidza einzuordnen.

Nach den Weihnachten werdet ihr dann in Reinach zusammenziehen. Dort gibt es nur ein Spiel am Schluss des Camps. War da nicht mehr geplant?
Daniel Hüni, Assistant Coach (DH): Ganz ursprünglich wollten wir gar ein 4-Nationen-Turnier durchführen mit namhaften Teams aus der Top 10. Das liess sich aufgrund der Daten und Budgets nicht machen. Dabei gilt: aufgeschoben ist nicht aufgehoben gell. Aber zurück zu Reinach: ja, wir haben dann als es absehbar war dass kein Turnier zu Stande kommt umentschieden und gesagt, wir nutzen diese Tage vor allem fürs Trainieren, für Taktik und Technik. Da in Turnieren das Trainingseis rar ist kommt uns diese Konstellation auch irgendwie gelegen. Wir werden die Zeit intensiv nutzen. Das Spiel am Schluss ist dann in etwa das i-Tüpfelchen wo wir gelerntes umsetzen können. Wie schon vor einem Jahr die Bethel University wurde uns auch die in derselben Liga (aber erfolgreicher) spielende Gustavus Adolphus-Schulmannschaft „angeboten“.

Das klingt logisch. Welche Schwerpunkte wollt ihr euch in Reinach setzen?
DH: Wir werden den Blocks die nötige Zeit geben, ihre Spielsituationen zu üben und zu besprechen, werden an der Technik feilen und uns mit unserem Spiel auseinandersetzen. Automatismen sammeln als höchstes Ziel. Dann hätten wir viel erreicht.

Anschliessend geht es in den angesprochenen MLP Nations Cup in Ravensburg. Wie wichtig ist für euch dieses Turnier immer Anfangs Januar?
RK: Extrem wichtig. Es ist ein Highlight. Sowohl sportlich als auch von der Atmosphäre. An die Nationen vor uns, kommen wir sonst leider nur schwer ran. Für unsere Entwicklung brauchen wir diese. Das Niveau dort ist immer sehr gut.
Am letzten MLP haben wir enttäuscht. Diesen Eindruck sollten und wollen wir revidieren.

In Ravensburg werden weitere 3 Olympiateilnehmer dabei sein. Zudem mit Gastgeber Deutschland ein Team gegen welches ihr in der Slowakei gleich zu Null verloren habt. Klingt interessant und nach einer Standortbestimmung für die olympischen Spiele. Wie siehst du das?
DH: Durchaus wahr. Der MLP ist ein Prestigeturnier. Zwar werden keine Olympiateams alle Karten auf den Tisch legen, aber der Einsatz wird total sein. Zu wichtig ist der mentale Aspekt dieses Turniers. Das wird die Zuschauer freuen, denn es wird absolutes Spitzeneishockey zu sehen sein.
Insofern wird es sicher eine Standortbestimmung sein. Vorab natürlich für die 4 Olympiateams die dort sein werden. Das ist immerhin das halbe olympische Teilnehmerfeld.

Wie bereiten sich die Gegner im Moment auf die olympischen Spiele vor?
MF: Die U.S.A und Kanada haben ihr erweitertes Kader im August zentralisiert und bereiten sich im Status von Vollprofis auf Vancouver vor. Da steht der Rest der Welt buchstäblich im Schatten. Schweden betreibt einen ähnlichen Aufwand, hat alle Spielerinnen auch aus dem Ausland nach Hause geholt und spult Camp um Camp ab. Daneben engagieren sich die Spielerinnen noch in der nationalen Meisterschaft. Aber dann wann sie Zeit haben notabene. Priorität hat ohne wenn und aber die Nati. Finnland hat zwar einige Spielerinnen noch im Ausland, aber auch sie sind an vielen Turnieren im Vorfeld dabei und haben monatlich mehrtägige Camps die sie absolvieren. Russland besteht auch nur aus Profis die durch die geringe Anzahl Klubs ja eigentlich auch immer in Natistärke trainieren und die Automatismen einspielen. China (= Stützpunkt Harbin) war im Sommer 3 Monate in Kanada und im Winter ebenfalls dieselbe Zeit in Finnland und hat sich dort mit ihrem finnischen Headcoach Hannu Saintula vorbereitet. Einzig die Slowakei fährt ein ähnliches Programm wie wir mit Zusammenzügen mit den heimischen Spielerinnen und dann über Weihnachten und Neujahr mit den Ausländerinnen dazu. Die theoretischen Positionen sind also bezogen. Ganz klar.

Wann werden wir erfahren, wer ins Olympiateam gerufen wird?
RK: Offizieller Termin ist der 23. Januar 2010, dann wird das Olympiakader durch eine Medienmitteilung von Swiss Olympic und dem Eishockeyverband veröffentlicht. Am 12. Februar 2010 müssen wir vor Ort dass entgültige Kader melden. Wie und wann wir die Spielerinnen informieren ist allerdings ein anderer Punkt. 

Wenn du nach vorne schaust, welche sportlichen Ziele habt ihr für die drei kommenden Zusammenzüge?
RK: Das eine sind die reinen Resultatziele. Solche Ziele werden erreicht – oder eben auch nicht – wenn die kleinen Dinge richtig gemacht werden. Der Erfolg ist eine Summe der gut ausgeführten kleinen Details. Sowohl auf als auch neben dem Eis. Spielerinnen und Staff.

Aber du wolltest klare Resultatziele:
Mountain Cup: Gewinnen muss unser Anspruch sein.
In Reinach: Das eine Spiel gewinnen, und mit einem positiven Gefühl in das Jahr 2010.
MLP: Minimalziel: Erreichen der Medaillenrunde.  

Herzlichen Dank für die Zeit. Wir wünschen euch alles Gute für den Mountain Cup und sehen uns dort wieder.